Was erwarten Sie von Schwarz-Rot, Herr Alsheimer?
München (energate) - In Berlin laufen die Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD. energate befragt in einer Serie unterschiedliche Stakeholder zu ihren Erwartungen an das Energiekapitel des künftigen Koalitionsvertrags. Heute antwortet Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender des Stadtwerkeverbunds Thüga. Er warnt vor Eingriffen in die Preisbildung an den Handelsmärkten und mahnt mehr Bürgerakzeptanz und Bezahlbarkeit an.
energate: Herr Alsheimer, was ist Ihr wichtigstes Anliegen an die künftige Bundesregierung?
Alsheimer: Die Energiewirtschaft in Deutschland steht vor bislang ungekannten Herausforderungen. Allein bis 2030 werden mehr als 700 Mrd. Euro für den Umbau der Energieversorgung fällig. Rechtlich und regulatorisch besteht Reformbedarf. Gerade beim Zubau neuer Kraftwerke, der Umstellung der Gasinfrastruktur, der Transformation der Wärmeversorgung oder der Verbesserung der Netzregulierung braucht es mehr Rechts-, Planungs- und Investitionssicherheit und weniger Vorgaben für die Umsetzung von Maßnahmen vor Ort. Auf Bundesebene existieren derzeit mehr als 15.500 energiewirtschaftlich relevante Normen, die teils unnötig Aufwand verursachen, knappe Ressourcen binden und die Wirtschaft belasten. Die Bundesregierung muss den Reformstau lösen, die Rahmenbedingungen verbessern und Bürokratie abbauen.
energate: Was sollte aus Ihrer Sicht auf jeden Fall im Energiekapitel des Koalitionsvertrages stehen?
Alsheimer: Das Energiekapitel des Koalitionsvertrages sollte sich zu einer möglichst einfachen, effizienten und erwartungssicheren Energiewende in Deutschland bekennen. Hierzu braucht es ein ganzheitliches Verständnis der deutschen Energieversorgung, mehr Mut zum Markt, mehr Freiheit zur technologischen Vielfalt und mehr Bürgerakzeptanz durch Bezahlbarkeit.
energate: Was möchten Sie nicht im Koalitionsvertrag lesen?
Alsheimer: Zum Beispiel Eingriffe in die Preisbildung auf Märkten. Der Idee, staatlich abgesicherte Reservekraftwerke auch zur Preisglättung einzusetzen, stehen wir skeptisch gegenüber. Solche Maßnahmen schränken Geschäftsmodelle ein und reduzieren die Investitionsbereitschaft.
Sämtliche Kurzinterviews der energate-Serie zur Regierungsbildung finden Sie hier.