Verivox warnt vor hohen Biogastarifen
Heidelberg (energate) - Mit durchschnittlich 15 Cent/kWh sind Biogastarife mit einem Anteil von 65 Prozent Biomethan deutlich teurer als Erdgastarife mit 11 Cent/kWh. Darauf weist das Vergleichsportal Verivox nach einer Auswertung seiner Datenbank hin. Da Gasheizungen im Neubau laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) schon jetzt die Auflage von 65 Prozent grüner Heizanteil erfüllen müssen, bieten immer mehr Gasversorger derartige Tarife an. 44 Gastarife von 29 Gasversorgern sind in der Datenbank des Vergleichsportals inzwischen gelistet, die zwischen 12 und 20 Cent/kWh fordern. Abschlüsse dafür seien aber noch sehr selten, ordnete ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage ein - im einstelligen Prozentbereich.
Auch die Produkte mit geringeren Biomethananteilen, heute meist zehn oder 15 Prozent, nehmen deutlich zu. Für den Altbau werden 15 Prozent grüner Heizanteil spätestens ab 2029 Pflicht - wenn der kommunale Wärmeplan früher fertig ist auch schon vorher. Insgesamt zählte Verivox im August 2023 noch 189 Biogastarife, zwei Jahre später sind es bereits 326. Produkte mit einem Biomethananteil von 15 Prozent kosten im Durchschnitt 14 Cent pro Kilowattstunde, wobei die Preise zwischen 11 und 17 Cent pro Kilowattstunde schwanken.
Erste 65-Prozent-Tarife, andere winken ab
Zu den ersten 29 Gasversorgern, die 65-Prozent-Biogastarife anbieten, zählt beispielsweise der Konzern Vattenfall. Das Unternehmen habe den neuen Tarif nach Inkrafttreten der GEG-Novelle zu Beginn 2025 live geschaltet, so eine Konzernsprecherin. Zur Kundenzahl und Preisbildung wollte sie sich aus Wettbewerbsgründen nicht äußern. Andere warten noch, darunter der bundesweit tätige hessische Kommunalversorger Entega, der sich bisher auf einen Tarif mit 10-prozentiger Beimischung beschränkt. "Für Tarife mit höheren Beimischungsquoten sind wir aktuell in der Bewertung, planen kurzfristig aber keinen 65-Prozent-Tarif", so ein Entega-Sprecher. Lichtblick dagegen bietet seit Längerem drei Tarife an - wahlweise mit 10, 30 oder 100 Prozent Biomethan. "Solange Biogas teurer ist als fossiles Gas, sind Produkte mit 100 Prozent Biogas allerdings nur für eine kleine Kundengruppe interessant", ordnete ein Lichtblick-Sprecher ein. Von daher verkauften sich die Produkte mit 10 Prozent und 30 Prozent Biogas am besten. Derzeit sei auch keine Einführung eines 65-Prozent-Biogasproduktes geplant. "Da sehen wir derzeit nicht die entsprechende Nachfrage im Markt", führte er aus.
Verivox: Wärmepumpe lohnt sich
Verivox warnt davor, dass die reine Gasheizung bei den Brennstoffkosten den Verbrauchern teuer zu stehen kommen kann. Beim Heizungstausch können sich die höheren Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe deshalb bereits nach weniger als zehn Jahren amortisieren. Dies hänge aber von den baulichen Gegebenheiten ab, sodass eine Energieberatung empfehlenswert sei.
Dazu stellt das Vergleichsportal zwei Beispielrechnungen an. Für die Wärmepumpe im Neubau veranschlagt das Unternehmen 30.000 Euro und für die Gasheizung die Hälfte: 15.000 Euro. Bei einem Gasverbrauch von 12.000 kWh verursacht die Gasheizung (15 Cent pro kWh) jährliche Heizkosten von 1.800 Euro. Das Wärmepumpensystem benötigt für die gleiche Heizleistung 3.000 kWh Strom, was zu jährlichen Stromkosten von rund 800 Euro führt. Der Betrieb der Gasheizung ist damit pro Jahr 1.000 Euro teurer als der Betrieb der Wärmepumpe. Die höheren Anschaffungskosten von rund 15.000 Euro haben sich somit in rund 15 Jahren amortisiert. Hier sind die Förderungen auf kommunaler Ebene sowie vergünstigte KFW-Kredite nicht berücksichtigt.
Für die Erneuerung einer alten Gasheizung ist dagegen weniger Geld fällig - durchschnittlich 8.000 Euro; die Wärmepumpe bleibt weiterhin bei rund 30.000 Euro. Da es sich um einen Heizungstausch handelt, werden in diesem Fall 50 Prozent des Anschaffungspreises der Wärmepumpe vom Staat übernommen, darum beträgt der Eigenanteil 15.000 Euro. Für die ausgetauschte Gasheizung muss spätestens ab 2029 ein Biogastarif mit einem Biomethananteil von mindestens 15 Prozent bezogen werden. Hierzu kalkuliert Verivox mit einem durchschnittlichen Gaspreis von 13 Cent/kWh für die nächsten zehn Jahre.
Allerdings liegt der Jahresverbrauch mit 20.000 kWh nochmals um 8.000 kWh höher, womit jährliche Heizkosten von rund 2.600 Euro verbunden wären. Eine effiziente Wärmepumpe käme mit 1.800 Euro aus - eine Kostendifferenz von 800 bis 1.200 Euro pro Jahr gegenüber der Gasheizung. Je nach Effizienzgrad hätten sich daher die höheren Anschaffungskosten innerhalb von sechs bis neun Jahren amortisiert. /mt