Studie: E-Fuels im PKW-Sektor zu teuer
München (energate) - Der Einsatz synthetischer Kraftstoffe im PKW-Bereich könnte sich für Deutschland als teure Sackgasse erweisen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Center Automotive Research (CAR) und der Ostfalia Hochschule im Auftrag der Initiative Klimaneutrales Deutschland. Demnach wären E-Fuels zwar bilanziell klimaneutral, doch ihre volkswirtschaftlichen Kosten und die geringe Energieeffizienz sprächen klar gegen einen breiten Einsatz im Straßenverkehr.
Wirkungsgrad von E-Fuels deutlich geringer
Die Wissenschaftler haben drei Szenarien für das Jahr 2045 durchgerechnet. Im Maximalszenario, in dem die gesamte PKW-Flotte - rund 47 Mio. Fahrzeuge - mit synthetischem Kraftstoff betrieben würde, käme der jährliche Bedarf auf 40 Mrd. Liter. Bereits bei Preisen von zwei Euro pro Liter überstiegen die Importkosten mit mehr als 81 Mrd. Euro die heutigen Gesamtausgaben Deutschlands für alle fossilen Energieträger. Noch deutlicher werde es beim Effizienzproblem: Während batterieelektrische Fahrzeuge 70 bis 75 Prozent der eingesetzten Energie auf die Straße bringen, liege der Wirkungsgrad bei E-Fuels bei lediglich 13 bis 15 Prozent. Für die gleiche Fahrleistung würde also umgerechnet sechs- bis zehnmal mehr Strom benötigt.
Auch wenn 2045 nur die dann noch existierenden 15 Mio. Verbrenner mit E-Fuels betankt würden, lägen die jährlichen Importkosten bei konservativ angesetzten 22 Mrd. Euro. Dies entspreche etwa dem Betrag, der für den heutigen gesamten PKW-Bestand an Öl ausgegeben wird. Lediglich im Oldtimer-Segment seien synthetische Kraftstoffe ökonomisch vertretbar, so die Studie.
Die Autorinnen und Autoren machen klar: Wer Klimaneutralität im Verkehr ernst nehme, müsse politische Anreize konsequent auf den Hochlauf der Elektromobilität lenken. "Wenn wir weiterhin davon ausgehen, dass E-Fuels zu einem breiten Einsatz im PKW-Bereich kommen, dann ist das ein sehr teuer erkaufter Weg der politisch oftmals geforderten Technologieoffenheit im Vergleich zur Elektromobilität", erklärte Co-Autorin Helena Wisbert. Die Elektrifizierung bleibe im PKW-Bereich die ökonomisch erste Wahl. E-Fuels sollten dagegen dorthin fließen, wo es keine Alternative gibt, etwa in die Luft- und Schifffahrt. Ein Einsatz im Massenmarkt würde Milliarden an Importkosten binden.
Importabhängigkeit steigt
Hinzu komme eine geopolitische Dimension: Da Deutschland über zu wenig Strom und Flächen für eine nennenswerte heimische Produktion verfügt, wäre das Land bei E-Fuels nahezu vollständig von Importen aus weit entfernten Ländern wie Chile oder Australien abhängig. Angesichts jüngster Energiekrisen warnen die Studienautoren daher vor einer neuen strategischen Verwundbarkeit.
Auch steuerpolitisch zeigt die Analyse Grenzen auf. Da synthetische Kraftstoffe rechtlich wie Benzin und Diesel behandelt werden, würden Energiesteuer und Mehrwertsteuer die ohnehin hohen Produktionspreise von zwei bis fünf Euro je Liter weiter verteuern. Ohne Reform drohten damit Preise, die Verbraucher kaum akzeptieren würden.
Carolin Friedemann, Geschäftsführerin der Initiative Klimaneutrales Deutschland, erklärte, die Studie sei "ein Realitätscheck für E-Fuels". Trotz des Wunsches nach Technologieoffenheit müssten Kosten kommuniziert werden, damit es nicht zu einem bösen Erwachen komme. "Daher müssen Anreize geschaffen werden, dass der Hochlauf der Elektromobilität deutlich gesteigert wird", so Friedemann. /hp
Die Studie kann hier heruntergeladen werden.