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Sorgenvoller Blick von Husum nach Berlin

Husum (energate) - Die Windenergiebranche und die Landesregierung von Schleswig-Holstein schauen mit Skepsis auf die Bundesregierung und deren Reaktion auf den Monitoringbericht zur Energiewende. Das wurde auf den Eröffnungsveranstaltungen der Branchenmesse Husum Wind deutlich. Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des Maschinenbauverbands VDMA Power Systems, erklärte: "Die Ansage, wir bekennen uns zu den Ausbauzielen, aber nicht zu den Ausbaupfaden, führt zu Unsicherheiten in der Branche."

 

Dabei ist es nicht das Energiewende-Monitoring an sich, das auf Ablehnung stößt, sondern vielmehr die Auslegung durch Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und die von ihr aus dem Monitoring abgeleiteten Maßnahmen. "Das Energiewende-Monitoring ist erst mal ein sehr gutes Dokument", sagte der schleswig-holsteinische Energieminister Tobias Goldschmidt (Grüne), "problematisch ist das Narrativ und der 10-Punkte-Plan der Bundesregierung". Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie, und Rendschmidt waren sich zudem darüber einig, dass sie offenbar einen anderen Monitoringbericht gelesen hätten als die Ministerin.

 

"Eingeschlagenen Pfad weiterverfolgen"

 

Gleichwohl gab sich Heidebroek versöhnlich gegenüber der Bundesregierung. "Wir sind völlig fein mit einem Clawback-Mechanismus", sagte die Verbandschefin etwa. Solch ein Mechanismus deckelt die Gewinne von Unternehmen. Weiter erklärte Heidebroek, die Windenergie an Land sei bereit, Verantwortung zu übernehmen. Auch die Branche sei daran interessiert, Redispatchkosten zu vermeiden und Netze effizienter zu nutzen. Aber Kosteneffizienz dürfe nicht heißen: "Ich gebe kein Geld mehr aus", sondern: "Wie gebe ich effizient Geld aus?"

 

Es gelte, die Rahmenbedingungen zu verbessern - etwa beim Thema Nutzen statt Abregeln. Gleichwohl müssten bestehende, gute Rahmenbedingungen beibehalten werden - dazu gehörten etwa beschleunigte Genehmigungsverfahren. Denn derzeit laufe es gut für die Windenergie, wie Heidebroek ausführte. So sei das erste Halbjahr 2025 eines der genehmigungsstärksten Halbjahre überhaupt gewesen. Für das Gesamtjahr sei mit einem Zubau von 7.000 MW an Windkraftleistung zu rechnen. Hier dürfe nicht auf die Bremse getreten werden.

 

Auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) warnte vor einem Zurückdrehen bereits erreichter Erfolge. Für ihn gehört dazu vor allem die in seinen Augen gerechtere Verteilung der Netzentgelte durch die im vergangenen Jahr durchgeführte Netzentgeltreform. Schleswig-Holstein habe schon heute 9.400 MW an installierter Windenergieleistung. Damit werde das Ziel des Landes von 10.000 MW am Jahresende absehbar erreicht. Und auch überall sonst in Deutschland sei der Ausbau der Erneuerbaren mit den richtigen Rahmenbedingungen möglich, sagte Günther in Richtung Bundesregierung. Aber: "Ehrgeizige Ziele bedeuteten auch ehrgeiziges Handeln."

 

Bundesregierung setzt auf CfDs und PPAs

 

Dass die schleswig-holsteinische Regierung hinter der Husum Wind und der Windenergie steht, zeigte sich auch an anderer Stelle: Sie führte ihre Kabinettssitzung am 16. September auf dem Messegelände durch. Bundeswirtschaftsministerin Reiche kam hingegen nicht selbst vorbei, sondern schickte ihren Staatssekretär Stefan Rouenhoff (CDU) - obwohl das Bundeswirtschaftsministerium die Schirmherrschaft über die Messe übernommen hatte. Die letzte Husum Wind vor zwei Jahren hatte der damalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) noch persönlich eröffnet. Die Messeleitung setzte ihrerseits ein Zeichen, indem sie Rouenhoff erst als dritten Sprecher auf die Bühne bat, nach Ministerpräsident Daniel Günther und Anette Galskjøt, der Generalkonsulin des diesjährigen Messe-Partnerlandes Dänemark.

 

Rouenhoff versuchte dann auch, die Wogen etwas zu glätten. Die Bundesregierung stehe zum Ausbauziel der Erneuerbaren von 80 Prozent bis 2030 und zur Windbranche in Deutschland, erklärte er. Die Windkraft trage maßgeblich zur Dekarbonisierung bei und sei die tragende Säule der Stromversorgung. Aber, so Rouenhoff, "wir müssen beim Ausbau der erneuerbaren Energien die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft viel stärker in den Fokus rücken". Es gelte daher, die Systemkosten stärker in den Blick zu nehmen. Gleichzeitig sagte Rouenhoff, es sei der Bundesregierung völlig klar, dass die Windbranche die richtigen Rahmenbedingungen und vor allem Planungssicherheit brauche. Er kündigte an, dass die Bundesregierung mit Contracts for Difference (CfDs) und abgesicherten Power Purchase Agreements (PPA) Investitionen anreizen und Risiken absichern wolle. /sd

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