Prosumer-PV-Finanzierer Bullfinch geht auf Shoppingtour
Frankfurt (energate) - Es tut sich was am hart umkämpften Prosumermarkt: Der Erneuerbaren-Finanzdienstleister Bullfinch sieht sich am Anfang "einer großen Einkaufstour". Mehr als 100 Mio. Euro wollen die Frankfurter "in den kommenden 18 Monaten bis 20 Monaten" in die Hand nehmen, um im großen Stil bundesweit kleine PV-Dachanlagen unter 100 kW zu erwerben. Das kündigte Co-CEO Simon Bartmann im Gespräch mit energate an.
Es geht um Anlagenbestände sowohl geplanter als auch im Bau befindlicher Projektvorhaben, die Bullfinch ins hauseigene Portfolio von PV-Mietanlagen integrieren will, führte Bartmann aus. Dabei wende sich das Bullfinch-Team gezielt auch Stadtwerken zu, betonte Bartmann. Zahlreiche Kommunalversorger hätten es in der jüngeren Vergangenheit im PV-Vertrieb mit Mitbewerbern wie Enpal und Co aufgenommen. Diese führten dabei aber den Nimbus des lokal verwurzelten Unternehmens ins mit Feld, erklärt der Bullfinch-Geschäftsführer.
EnBW-Deal als Ausgangspunkt für weiteres Wachstum
Gewissermaßen als Vorbild zu den aktuellen Expansionsplänen gilt Bullfinch ein großer Asset-Deal, den die Frankfurter erst vor wenigen Monaten mit der EnBW abgeschlossen und vollzogen haben. "Wir haben mehrere Tausend Prosumer-Anlagen aus den Beständen von DZ-4 und Yello gekauft und zugleich in unsere Serviceeinheit integriert", blickt Bartmann zurück. In diesem Zusammenhang seien auch einige Beschäftigte von der ehemaligen EnBW-Tochter DZ-4, die ihr Geschäft per Ende 2024 komplett einstellte, zu Bullfinch gewechselt. Dazu gekommen war es auch, weil DZ-4 und Bullfinch eine längere Geschäftsbeziehung pflegten.
Der Servicewechsel bei der Übernahme der Mietverträge der DZ-4-Endkunden sei sehr gut, wenn auch nicht ganz reibungslos verlaufen. "Wir haben auch einzelne unzufriedene Kunden geerbt", so Bartmann. Etwa weil DZ-4 in den zuletzt turbulenten Zeiten am Prosumermarkt einzelne Installateurpartner wegen Insolvenz weggebrochen waren, erläuterte der Bullfinch-Mitgründer. Letzteres habe einzelne Dachanlagenprojekte deutlich verzögert und aufseiten der privaten Mieter für Unmut gesorgt. "Wir sind aber im Service sehr gut aufgestellt. Deshalb können wir solche Fälle, für die auch DZ-4 nichts konnte, gut auffangen", beteuert Bartmann.
Partnerschaft statt Konkurrenz mit Solarteuren
Oberflächlich betrachtet erscheint Bullfinch wie ein direkter Konkurrent von Prosumertechnikanbietern wie Enpal, 1Komma5 oder auch Zolar. Tatsächlich gibt es Unterschiede zu den klassischen Anbietern von Rundum-sorglos-Paketen für Prosumer, denn Bullfinch betreibt ausschließlich B2B-Geschäft und beschäftigt selbst keinerlei Handwerker. "Wir fokussieren uns darauf, Portfolios zu kaufen, zu finanzieren und zu managen. Alles andere übergeben wir lokalen Installationsbetrieben oder Energiedienstleistern". Hier will Bullfinch bewusst nicht in direkte Konkurrenz treten.
Deshalb agiert das Unternehmen nicht mit einer für die Prosumer als Endkunden wahrnehmbaren Marke. Stattdessen kaufen die Frankfurter, wie bei der DZ-4-Transaktion, ganze Anlagenportfolios auf. Energiedienstleistern und Stadtwerken bietet Bullfinch aber auch White-Label-Verträge an. In solchen Fällen wird Bullfinch Vertragspartner der jeweiligen Mietprosumer und zugleich auch der Servicedienstleister. Und auch die Vertragskalkulationstools der Midas-Plattform sind white-label-fähig, betont er. Eine weitere Option sind sogenannte Third-Party-Verträge, bei denen die Bullfinch-Kundschaft selbst Servicedienstleister mit bleibt.
IT-Portal als zentrale Kundenschnittstelle
Neben den ganz großen Playern wie Eon seien sowohl Stadtwerke als auch ebenso lokal verwurzelte Handwerksbetriebe mit langer Tradition sehr gut am Markt positioniert. "Das sind unsere Kunden.", so Bartmann. Als Referenzkunden aus dem kommunalen Sektor nannte er die Stawag aus Aachen. Die zentrale Kundenschnittstelle von Bullfinch ist das IT-Portal Midas. Darauf greifen Bartmann zufolge aktuell bundesweit rund 700 Solarteure zu: "Über dieses Tool können Finanzierungen abgerufen und Kundenverträge erstellt werden", führte er aus. Das PV-Kleinanlagenportfolio von Bullfinch beziffert er auf aktuell auf rund 9.000 Anlagen. /pa