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Prenzlau auf dem Weg zu 100 Prozent grüner Wärme

Prenzlau (energate) - Mit 200 versorgten Gebäuden gehören die Stadtwerke Prenzlau sicherlich nicht zu den größten Wärmeversorgern Deutschlands. Bei der Transformation der Wärme haben die Stadtwerke aus dem Norden Brandenburgs aber Großes vor - und das in kurzer Zeit. Heute liegt der Erneuerbarenanteil im Prenzlauer Wärmenetz noch bei 16 Prozent. Ab der Heizperiode 2027/28 sollen es aber bereits 80 Prozent sein, erläuterte Stadtwerke-Geschäftsführer Harald Jahnke im Rahmen der Sommerserie "Stadtwerke im Fokus" im Interview mit energate. Möglich macht dies eine Technologie, die schon zu DDR-Zeiten in Prenzlau beheimatet war und nun reaktiviert werden soll.

 

"Kern unserer künftigen Wärmeversorgung ist ein neues geothermisches Heizwerk", erklärte Jahnke. Gespeist werden soll dieses aus Erdwärme aus rund 1.000 Metern Tiefe. Die Stadtwerke rechnen dort mit einer Temperatur von 44 Grad Celsius. "Das ist nicht sehr heiß, aber mit hohem Volumenstrom ausreichend", so Jahnke. Bei der Planung können die Stadtwerke auf Erfahrungen zurückgreifen, die ihren Ursprung noch in der DDR haben. Denn lange versorgten zwei 1.000 Meter tiefe Bohrungen die Prenzlauer Innenstadt mit Erdwärme. Zwar mussten die Stadtwerke die bestehenden Bohrungen aus technischen Gründen stilllegen. Nun soll aber eine der Bohrungen reaktiviert werden. Eine zweite, neue Bohrung ist noch für dieses Jahr terminiert.

 

Das 100-Prozent-Ziel im Visier

 

"Die Instandsetzung startet im August, von September bis November wollen wir dann die zweite Bohrung niederbringen", führte der Stadtwerke-Geschäftsführer aus. Das Fündigkeitsrisiko stuft er eher als gering ein. Zwar laute ein alter Bergmannsspruch: "Vor der Hacke ist es dunkel". Die Kenntnisse des lokalen Wärmepotenzials seien aufgrund der Vorerfahrungen aber groß. "Es ist also alles schon sehr konkret, zur Heizperiode 2027/28 wollen wir fertig sein", betonte der Stadtwerke-Chef. Ab dann soll die Geothermie rund 60 Prozent des Prenzlauer Wärmenetzes speisen. Weitere rund 20 Prozent werden bis dahin aus Abwärme von Biogasanlagen stammen. 

 

"Für die restlichen 20 Prozent prüfen wir aktuell mit dem Fraunhofer IEG in Cottbus eine Power-to-Heat-Lösung", erläuterte Jahnke. Auch dafür sei der Standort prädestiniert, denn Prenzlau sei umzingelt von Onshore-Windparks. "Gerade in der Heizperiode gibt es viel abgeregelten Strom, den wir in einem Wärmespeicher nutzen wollen." Damit wäre das komplette Fernwärmenetz in Prenzlau vor allem dank der großen Geothermieanteile vollständig grün. Bisher speist die Erdwärme vor allem Wärmenetze im Süden Deutschlands - etwa im Raum München oder in Ulm. Im Norden gehören die Stadtwerke Prenzlau - gemeinsam mit den Stadtwerken Neuruppin - zu den Vorreitern. Auch dort soll die Erdwärme künftig große Teile des Wärmenetzes speisen. Weitere Projekte gibt es etwa in Potsdam oder Berlin, dort sind die Vorhaben allerdings noch nicht so konkret wie in Prenzlau.

 

Staatliche Förderung als Schlüssel

 

Geschäftsführer Jahnke räumte im Interview mit energate jedoch ein, dass ein solches Projekt gerade für ein kleines Stadtwerk wie in Prenzlau nur mit staatlicher Förderung möglich sei. "Für die erste Etappe mit Netzzusammenschluss und Geothermie sprechen wir über rund 20 Mio. Euro", skizzierte er das Investitionsvolumen. 40 Prozent dieser Kosten trägt der Bund über die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW). "Da muss man ganz klar sagen: Ohne diese Förderung wäre ein wettbewerbsfähiger Fernwärmepreis nicht möglich", so Jahnke. /cs

 

Warum die Stadtwerke Prenzlau bei der Wärmeplanung nicht auf Wasserstoff setzen und was das für das örtliche Gasnetz bedeutet, lesen Sie im Sommerinterview mit Geschäftsführer Harald Jahnke im Add-on Gas & Wärme. Weitere Interviews der energate-Sommerserie "Stadtwerke im Fokus" finden Sie hier.

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