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Ørsted muss nahezu fertigen Offshore-Windparkbau stoppen

Rhode Island (energate) - Eine kurzfristige Entscheidung der US-Regierung bringt Ørsted im Geschäft mit Offshore-Windkraft abermals unter Druck. Der dänische Staatskonzern und sein deutscher Joint-Venture-Partner Skyborn Renewables dürfen den Bau eines beinahe vollständig errichteten Großvorhabens mit 704 MW vor der Atlantikküste von Rhode Island bis auf Weiteres nicht mehr fortsetzen. Das dem Innenministerium unterstehende Bureau of Ocean Energy Management (BOEM) verfügte einen Baustopp für "Revolution Wind". Allerdings hofft das Konsortium, die Behörde entweder im Dialog oder über gerichtliche Schritte dazu zu bewegen, den Bau wieder freizugeben.

 

Dabei verweist Ørsted darauf, dass das Vorhaben nicht nur vollständig genehmigt ist, sondern auch zu 80 Prozent umgesetzt. 45 der geplanten 65 Windräder seien vor der Küste von Rhode Island bereits installiert. Überdies bestünden umfangreiche Stromlieferverträge mit der öffentlichen Hand, zum einen mit dem Bundesstaat New York und zum anderen mit Connecticut. Ferner gehe es um rund 1.000 regionale Arbeitsplätze und massive Investitionen, die rund um "Revolution Wind" in verschiedene Gewerke geflossen seien. Ziel sei es, das Bauvorhaben schnellstmöglich wieder aufzunehmen. 

 

Behörde spricht von Fragen der "nationalen Sicherheit"

 

Das BOEM führt Klärungsbedarf in Bezug auf den Umweltschutz sowie Fragen der nationalen Sicherheit als Begründung für den Baustopp an und verweist seinerseits auf ein Dekret des US-Präsidenten, das dieser unmittelbar nach seinem Amtsantritt erlassen hatte. So geht es aus dem Brief der Behörde an die Bauherren von "Revolution Wind" hervor, auf den das US-Medium Nantucket Current als erstes Medium in der Berichterstattung verwies. Der US-Erneuerbarenverband American Clean Power Association (ACP) reagierte mit scharfer Kritik an der Trump-Administration: Es sei "nicht das erste Mal, dass extreme Parteipolitik vernünftige Energiepolitik zum Scheitern" bringe. Das Vorgehen sende "eine klare Botschaft": Die USA seien "kein guter Ort für langfristige Energieinvestments mehr".  

 

Tatsächlich verfuhr die US-Regierung auch mit einem im Bau befindlichen US-Offshore-Windpark von Equinor ähnlich. Die Norweger sahen sich im April ebenfalls mit einer Baustopp-Verfügung für das Vorhaben "Empire Wind" konfrontiert. Allerdings war es Equinor mit Unterstützung der norwegischen Regierung und einiger US-Senatoren gelungen, nach gut vier Wochen Stillstand die Wiederaufnahme des Baus zu erwirken. Ein Fakt, der dem Ørsted-Management im Ringen um die Projektfortführung Hoffnung geben dürfte.

 

Ørsted will der Onshore-Windkraft in Europa den Rücken kehren 

 

Für Ørsted kommt die Nachricht aus den USA zu einem strategisch ungünstigen Zeitpunkt. Der Konzern hatte schon 2023 ein teures Debakel im US-Offshore-Windgeschäft erlebt und weite Teile seiner dortigen Vorhaben aufgegeben. Seither verordneten sich die Dänen ein Sparprogramm mitsamt Strategieschwenk. Neueste Erwägung dabei ist es, das gesamte Onshore-Windgeschäft zu verkaufen, um sich fortan auf die Offshore-Windkraft in Europa und Asien zu fokussieren. "Auch in Deutschland steht die Offshore-Windenergie künftig im Fokus", so das Unternehmen. Ferner genießen die in der jüngeren Vergangenheit bereits zurückgefahrenen Aktivitäten im Bereich CO2-Abscheidung für die Industrie keine Priorität mehr, hieß es weiter. Eine kürzlich angekündigte Kapitalerhöhung, die umgerechnet 8 Mrd. Euro für das Offshore-Projektgeschäft in die Konzernkasse bringen soll, werde trotz der Widrigkeiten planmäßig umgesetzt, hieß es jetzt.

 

Im US-Offshore-Geschäft ist "Revolution Wind" ohnedies eines von zwei verbliebenen Projekten im Konzernportfolio. Beide gehören zur Hälfte der Hamburger Blackrock-Tochter Skyborn Renewables. Besagter zweiter Offshore-Windpark "South Fork" liegt in direkter Nachbarschaft zu "Revolution Wind", kommt auf 132 MW Kapazität und ist seit 2024 in Betrieb.

 

RWE sieht die Zeit auf seiner Seite

 

Der größte deutsche Player am US-Offshore-Windmarkt ist RWE. Die Essener hatten den Politikschwenk in den USA zum Anlass genommen, die US-Aktivitäten auf Eis zu legen und nicht weiter zu investieren. Das am weitesten fortgeschrittene RWE-Vorhaben "Community Wind" mit 3.000 MW sollte ursprünglich 2026 genehmigt werden, ist allerdings ausgesetzt. Mit Verweis auf die vergleichsweise frühen Entwicklungsstadien bekräftigte der Konzern gegenüber energate, dass er nach wie vor keinen Abschreibungsbedarf für das US-Offshore-Geschäft sehe: Für keines der drei US-Offshore-Projekte von RWE gebe es bislang eine Investitionsentscheidung, noch sei mit dem Bau begonnen. "Die Pachtverträge für die Flächen laufen bis 2060", stellte eine Konzernsprecherin klar. /pa

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