Hitzewellen erhöhen Strombedarf und Preisrisiken
Essen (energate) - Die zunehmende Anzahl von Hitzetagen stellt auch die Energiewirtschaft vor besondere Herausforderungen. Auch aktuell stehen wieder ein paar heiße Tage an. energate hat sich umgehört, wie verschiedene Stadtwerke mit der zunehmenden Hitze umgehen und ob das Extremwetter Auswirkungen auf den Regelbetrieb hat. Vor allem Maßnahmen für den Schutz von Mitarbeitenden stehen demnach hoch im Kurs. Einige Kommunalversorger, wie etwa die Stadtwerke Ulm haben beispielsweise flexible Arbeitszeitenregelungen etabliert und ermöglichen Homeoffice für die Kollegen und Kolleginnen, bei denen es sich anbietet. Ähnlich verfahren auch die Stadtwerke aus Magdeburg oder Erfurt. Bei den meisten Stadtwerken sind nicht alle Räumlichkeiten mit einer Klimaanlage ausgestattet. In Mönchengladbach bei der NEW hat man sich dafür eine Lösung ausgedacht: nicht klimatisierte Räume werden mit mobilen Lüftern und Klimageräten ausgestattet, um gegen die Hitze anzukommen. Auch die Stadtwerke Magdeburg setzen auf Ventilatoren.
Flexible Arbeitszeiten für Außendienst-Mitarbeitende
Um Mitarbeitenden zu entlasten, setzt beispielsweise die NEW auf eine Vorverlegung der Kernarbeitszeit ab 6 Uhr. Zudem werden auf Baustellen Sonnenschirme aufgestellt. Die Stadtwerke Erfurt verkürzt bei Außeneinsätzen die Arbeitsintervalle und ermöglicht längere Pausen. Trotzdem bleibt das Arbeitsrisiko bestehen, dass man bei Außeneinsätzen prinzipiell relativ lange der Sonne ausgesetzt ist. Die Stadtwerke Magdeburg gehen deswegen noch einen Schritt weiter und bieten über den betriebsärztlichen Dienst Hautscreenings für Mitarbeitende an, die regelmäßig starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind.
Rückblick: Hitzewelle im Juni
Bereits im Juni gab es dieses Jahr eine erste Hitzewelle. Diese wirkte sich auch auf die Stromerzeugung aus, so stieg die PV-Erzeugung. Die Stadtwerke Ulm verzeichneten dafür allerdings eine geringere Stromerzeugung durch Wasserkraft aufgrund der niedrigeren Zuflüsse. Das Plus bei Solarstrom konnte den Rückgang der Erzeugung der Wasserwerke nicht ausgleichen. Auf die Versorgungssicherheit hatte das laut eines Sprechers aber keine Auswirkungen, nur die Erlöse der vermarkteten Stromproduktion gingen zurück.
Bei Stadtwerken Chemnitz wirkte sich die Hitzewelle kaum auf die Erzeugung aus. Auch für die Beschaffung auf Kundenseite gäbe es preislich keine Auswirkungen, weil der Versorger die Strom- und Gasmengen mittel- bis langfristigen beschafft. Müssen Versorger hingegen kurzfristig nachbeschaffen, so kann es teuer werden. Durch die Hitze mussten im Juni französische Kernkraftwerke vom Netz gehen, gleichzeitig steigt der Strombedarf durch Klimageräte.
Diese Preisschwankungen beschäftigten auch die Stadtwerke Trier. Um ihnen entgegenzuwirken, haben die Stadtwerke kurzfristige und saisonale Flexibilitätsbausteine aufgebaut. Außerdem bauen sie das Erzeugungsportfolio gezielt aus- und um, um sich den verändernden Witterungsbedingungen anzupassen.
Optimistisch für kommende Hitzewelle
Insgesamt sind zwar kleine Veränderungen im Betrieb notwendig, trotzdem sind die befragten Stadtwerke zuversichtlich, dass die zunehmenden Hitzewellen sie vor keine großen Herausforderungen stellen. Ein vorausschauender Ansatz und eine Sensibilisierung der Mitarbeitenden sei in den meisten Fällen ausreichend, um mit den zunehmend extremen Wetterlagen umzugehen. Nur im Außendienst sind speziellere Maßnahmen notwendig, um die Mitarbeitenden vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. /lw