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Green Navigation sucht stillgelegte Biomethan-BHKWs

Unna (energate) - Green Navigation will die Betreiber von stillgelegten biomethanbefeuerten Blockheizkraftwerken und Contracting-Unternehmen zusammenbringen. Der nordrhein-westfälische Dienstleister und Berater in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Klimaschutz hofft, dadurch einen Beitrag zur Stabilisierung des Biomethanabsatzes leisten zu können. Hintergrund ist die Wahrnehmung, dass nach der Insolvenz des zweiten großen Biomethanhändlers, Landwärme, viele Betreiber - auch Stadtwerke - das Interesse an einem weiteren Betrieb von Biomethan-BHKWs verloren haben. Im Fall der Landwärme-Insolvenz fehlten Betreibern nicht nur die notwendigen Biomethanmengen, sondern auch EEG-Nachweise. In der Folge wurden nach Einschätzung von Green Navigation Biomethan-BHKWs stillgelegt oder werden stattdessen mit Erdgas weiterbetrieben.

 

Das Unternehmen konnte auf Nachfrage keine Zahl nennen, aber auch andere Marktteilnehmer bestätigen diese Tendenz. Durch die Stilllegung werde der Absatz auf Produzentenseite belastet, warnt Green Navigation in einer Mitteilung. "Wir haben Kontakt zu Contractoren, die bereit wären, solche stillgelegten BHKWs wieder zu betreiben", erläuterte Geschäftsführerin Vera Schürmann gegenüber energate. Aber die möglichen Anlagenbetreiber zu finden, sei nicht so einfach, dabei wolle ihr Unternehmen helfen, ergänzte sie. Angesichts des Preisrückgangs bei "EEG-Biomethan" lasse sich der Betrieb auch wirtschaftlich darstellen. Bei einem Fünfjahresvertrag kostet Biomethan gemäß den Vorgaben des EEG 2012 aktuell laut den von dem Dienstleister Agriportance gelieferten energate-Preisdaten 8,3 Cent/kWh.

 

Bilaterale Verhandlungen vorgesehen

 

Green Navigation versucht seit der Landwärme-Insolvenz mit verschiedenen Matching-Initiativen Angebot und Nachfrage neu zu sortieren. In einem ersten Schritt wurden auf einem Online-Marktplatz Angebot und Nachfrage zusammengebracht. Dann hat Green Navigation bei der Beschaffung von EEG-Nachweisen geholfen - und nun der Versuch, Anlagenbetreiber und Contractoren zusammenzubringen. Wobei Green Navigation nur den Kontakt herstellt. Alle weiteren Verhandlungen erfolgen bilateral. Dabei müssen die potenziellen Partner klären, ob nach einer Stilllegung grundsätzlich noch Anspruch auf die EEG-Vergütung besteht.

 

Die Voraussetzungen hängen von der für die Anlage relevanten EEG-Fassung ab, aber grundsätzlich, sagte Schürmann, sei dies in der Regel möglich, müsse jedoch im Einzelfall geprüft werden. Sie betonte, ihr zentrales Anliegen sei die Stützung des Biomethanabsatzes, um den Markt zu erhalten und positive Marktsignale zu senden. In Kürze startet Green Navigation zusätzlich ein Netzwerk namens "Kooperation Biomethan", um einen stärkeren Austausch zu fördern und gemeinsam Handlungsoptionen zu entwickeln.

 

21 neue Biomethananlagen

 

Trotz dieser kritischen Markteinschätzung ist 2024 der Biomethanmarkt deutlich gewachsen. Gemäß Zahlen des Fachverbands Biogas, eines Branchenverbands, sind 21 Anlagen 2024 neu an das Gasnetz angeschlossen worden. Die insgesamt 271 Anlagen haben 1,4 Mrd. m3 (rund 15 TWh) in das Gasnetz eingespeist. 2023 lag die Einspeisung gemäß dem "Branchenbarometer Biomethan 2024" der Deutschen Energieagentur (Dena) lediglich bei 10,6 TWh. Marktteilnehmer sagen, die Menge könnte schon 2023 ein bis zwei TWh höher gewesen sein. Da allein die Zeit für einen Netzanschluss laut Angaben in dem Branchenbarometer im Durchschnitt 32 Monate beträgt, wurden die Projekte zu einem Zeitpunkt gestartet, als die Perspektiven für Biomethan noch deutlich besser waren und Landwärme noch nicht insolvent. /hl

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