EnBW sieht Kraftwerkspläne der Verhandler skeptisch
Karlsruhe (energate) - Der EnBW-Konzern hat zurückhaltend bis ablehnend auf die ersten Verhandlungsergebnisse von Union und SPD im Kraftwerksbereich reagiert. Die Gedankenspiele, Reservekraftwerke wieder in den Strommarkt zu integrieren, bezeichnete Vorstandsvorsitzender Georg Stamatelopoulos im Rahmen der Bilanzpressekonferenz als "ganz schlechte Idee". Er erinnerte daran, dass die marktliche Reaktivierung von Kohlekraftwerken, die nur noch für die Netzstabilisierung zum Einsatz kommen sollen, eine "Verzerrung des Energy-only-Marktes" darstelle. Dieser sei aber eine Bedingung, an die die EU-Kommission ihre Genehmigung für die Einführung von Kapazitätsmärkten knüpft. Und eine solche Einführung sei in Deutschland unausweichlich.
Für Kraftwerke fehlt das Personal
Zugleich sieht er Klärungsbedarf, was den CO2-Ausstoß von Reservekraftwerken angeht. Er erinnerte daran, dass die EnBW bis zum Jahr 2035 klimaneutral sein möchte. Der Betrieb von kohlebasierten Reservekraftwerken gefährde dieses Ziel. Falls sich die angehenden Koalitionäre auf einen Weiterbetrieb einigen sollten, müssten sie klären, wie solche CO2-Emissionen zu bewerten seien. Zudem fehle es an Personal, um die Kraftwerke betriebsbereit zu halten. Altersbedingt scheide ein Großteil der bisherigen Belegschaft aus, "und die Bereitschaft von jungen Menschen, sich für solche Anlagen auszubilden, hält sich in Grenzen", berichtete der Konzernlenker.
Zur Eile mahnte der EnBW-Vorstandsvorsitzende hingegen bei den geplanten Ausschreibungen zum Bau neuer Gaskraftwerke. "Die ganze Branche wartet auf eine Konkretisierung des Kraftwerkssicherungsgesetzes. Nur wenn wir die Bedingungen der Finanzierung kennen, können wir Investitionsentscheidungen treffen", so Stamatelopoulos. Zugleich sieht er "Verbesserungsbedarf" an dem Gesetzentwurf, der im Zuge der Ampelkrise im parlamentarischen Verfahren stecken geblieben war. Die Vorgabe etwa, an sämtlichen Kraftwerken Phasenschieber zu errichten, ist aus Sicht des EnBW-Vorstandsvorsitzenden unsinnig. Zudem fehlte ihm eine Verbindung zwischen Kraftwerksauktionen und Kapazitätsmarkt. So sei ungewiss, ob eine Anlage im Falle eines Zuschlags berechtigt sei, am Kapazitätsmarkt teilzunehmen. "Das macht uns das Leben schwer", klagte er.
20 GW "extrem ambitioniert"
Im Sondierungspapier war zuletzt von einem Volumen von 20 GW bis 2030 an Neubauten die Rede. Angesichts der verbleibenden Zeit sei dies ein "extrem ambitioniertes Ziel" und auch nur zu schaffen, wenn die erste Ausschreibung noch in diesem Jahr erfolge, betonte Stamatelopoulos. Er unterstrich zugleich die Pläne der EnBW, an den Ausschreibungen mit eigenen Projekten teilzunehmen. Diese Ambitionen seien auch durch die Lage der EnBW-Standorte gerechtfertigt, betonte der EnBW-Chef und verwies auf den hohen Bedarf an Redispatch im Stromnetz. "Von daher ist es absolut sinnvoll, dass wir solche Gaskraftwerke in Baden-Württemberg bauen", sagte er. /rb