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EnBW: Gewinnsprung bringt Rückenwind für neue Führung

Stuttgart (energate) - Die überraschend und kurzfristig neu formierte EnBW-Führung um Georg Stamatelopoulos plant keine fundamentalen Kurskorrekturen. Die Marschroute in Sachen Erneuerbaren- und Netzausbau sowie Wasserstoff und auch E-Mobilität wird mit unveränderter Konsequenz und entsprechendem Kapitaleinsatz fortgesetzt. So lautete eine der Kernbotschaften des neuen CEO bei der ersten Vorstellung einer Jahresbilanz unter seiner Ägide. Im Detail bedeute dies rund 22 Mrd. Euro Nettoinvestitionen bis 2030 - vor allem in Netze und Erneuerbare.

 

Rund um den Rücktritt seines Vorgängers Andreas Schell hatte es Spekulationen gegeben, ob die EnBW davon abrücken würde, den hauseigenen Kohleausstieg bis 2028 vollziehen zu wollen. Dem trat der neue Vorstandschef entgegen. Die Rahmenbedingungen, unter denen das Management, dieses Ziel ausgegeben hatten, seien unverändert, so Stamatelopoulos. Gleichwohl betonte er, dass dieses Versprechen stets an den Energiewende-Fortschritt bis zum Ende des Jahrzehnts gekoppelt war. Deutschlands Ziel, bis dahin auf 80 Prozent Erneuerbare zu kommen, sei erreichbar. Auch der Konzern selbst habe 2023 in diesem Segment gute Fortschritte erzielt.

 

"Positive Überraschung" zur Kraftwerksstrategie

 

Mit gemischten Gefühlen blickt die EnBW-Führung unterdessen auf den Themenkomplex Wasserstoffinfrastruktur und wasserstofffähige Gaskraftwerke. Beides brauche schnell klare regulatorische Vorgaben, mahnte Stamatelopoulos. Die Kraftwerksstrategie, auf deren Grundlage Betreiber wie EnBW H2-kompatible Gaskraftwerke bauen und im Rahmen eines Kapazitätsmarkts betreiben sollen, sei "besser als nichts" jedoch zugleich viel zu "schwammig", so der CEO. "Positiv überrascht" habe jüngst indes die Nachricht aus dem politischen Berlin, wonach die beihilferechtliche Überprüfung der EU zu den Plänen der Bundesrepublik weiter fortgeschritten sei als in der Branche befürchtet. "Von daher ist es realistisch, dass wir bis zum Ende des Jahres mit der ersten Ausschreibung für Kraftwerke zu rechnen haben. Allerdings ist auch dieser Terminplan sehr ambitioniert", sagte Stamatelopoulos.

 

Die drei modernen Gaskraftwerke, die EnBW derzeit bereits baut, seien so angelegt, dass sie am geplanten Kapazitätsmarkt teilnehmen. "Davon gehen wir aus", stellte der Vorstandschef klar. Den endgültigen Fuel-Switch auf grünen Wasserstoff peile der Konzern "bis Mitte der 30er Jahre an", also bis 2035, sagte Stamatelopoulos zu energate. Dies wiederum hänge vom Fortschritt beim Bau der entsprechenden Pipelines und deren Anschluss an die Lieferwege ab, schränkte er ein.

 

Bis 2026 rund 10.000 Stellen zu besetzen

 

Eine vielleicht ebenso große strukturelle Herausforderung, der sich die EnBW unter der neuen Führung in den nächsten zwei Jahren unmittelbar stellen will, ist der drohende Fachkräftemangel. "Wir wollen bis 2026 rund 10.000 Mitarbeiter einstellen", blickte der CEO voraus. Abzüglich der Stellen, die aufgrund von altersbedingter Fluktuation neu zu besetzen sind, gehe es um den Aufbau von rund 3.500 neuen Stellen.

 

Fernwärmestreit mit der Stadt Stuttgart endgültig beendet

 

Unter den mehr als ein Jahrzehnt währenden Rechtsstreit mit der Stadt Stuttgart um das Fernwärmenetz der Landeshauptstadt hat das EnBW-Management inzwischen für sich einen Schlussstrich gezogen. Die Stadtverwaltung hatte jüngst verkündet, die strittige Konzession neu auszuschreiben. In der Folge, so Stamatelopoulos gegenüber energate, sei jetzt eine Markterkundung seitens der Stadt zu erwarten. "So es dazu kommt, werden wir den Finger heben und unser Interesse bekunden", erklärte er. "Eine Fortsetzung der juristischen Auseinandersetzung sehe ich nicht", machte Stamatelopoulos deutlich.

 

Gewinnsprung im Geschäftsjahr 2023

 

Wirtschaftlich lief es für die EnBW im vergangenen Geschäftsjahr sehr gut. Mit rund 3,4 Mrd. Euro konnte die EnBW den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Adjusted Ebitda) beinahe verdoppeln. "Es geht uns gut", resümierte Stamatelopoulos. Vor allem die günstigen Wetterbedingungen für das stark gewachsene Erneuerbarengeschäft seien ein Treiber der Positiventwicklung, erklärte Finanzvorstand Thomas Kusterer, der seit Neustem auch stellvertretender CEO ist.

 

Abschreibungen und Wertberichtigungen im Zusammenhang mit den Produktproblemen der Heimspeicher-Tochter Senec und die Insolvenz von BMP Greengas, hätten das Ergebnis zwar belastet. Allerdings seien einige deutlich größere Negativeffekte des Vorjahres entfallen, erläuterte Kusterer. Als Beispiel nannte Kusterer die schweren Verluste im Zusammenhang mit der Konsolidierung der Gastochter VNG. Letztere war infolge der Marktverwerfungen nach Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine schwer in Schieflage geraten. /pa

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