Amperland Thermalwärme lässt nach Erdwärme bohren
Olching (energate) - Die Amperland Thermalwärme (ATW) geht in die Umsetzung ihres Erdwärmeprojektes bei München. Die Tochter des Gemeinsamen Kommunalunternehmens für Abfallwirtschaft (GFA) der Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck hat einen Bohrauftrag an Daldrup vergeben. Die Vorbereitung des Bohrplatzes in Olching auf dem Betriebsgelände der Müllverbrennungsanlage namens Geiselbullach soll im September starten. Die Bohrungen werden voraussichtlich von Dezember 2025 bis Mai 2026 in Anspruch nehmen. Daldrup beziffert den Auftragswert auf 16,8 Mio. Euro.
Der oberbayerische kommunale Abfallversorger arbeitet bereits seit über zwei Jahren an dem Geothermieprojekt und gründete dafür 2024 die ATW aus. Dies soll verhindern, dass wegen des Geothermieprojekts die Müllgebühren der beiden Landkreise in die Höhe schnellen. Schon heute versorgt der Kraftwerksstandort in Geiselbullach über ein 40 Kilometer langes Fernwärmenetz mehr als 2.000 Haushalte in der Stadt Olching und der Gemeinde Bergkirchen sowie zahlreiche Betriebe mit Prozesswärme. Zur Müllwärme kommt jetzt Geothermie als zweite Wärmequelle hinzu. In der Region wird in einer Tiefe von etwa 2.150 Metern Thermalwasser von rund 70 Grad Celsius erwartet. Durch die Wiederaufheizung des Fernwärmerücklaufs soll sich die Effizienz der Abfallverbrennungsanlage der GFA verbessern.
Mehr grüne Wärme für kommunale Wärmepläne
Zudem ermöglicht das Geothermieprojekt den Ausbau der Fernwärmeversorgung der Stadtwerke Olching. Für die Umsetzung hat die ATW eine Zusage aus der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) in Höhe von 8,8 Mio. Euro erhalten. Das von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte neue KFW-Programm kann das Unternehmen nicht nutzen, weil es während der Planungsphase noch nicht absehbar war. "Das Fündigkeitsrisiko wird daher direkt über die Munich Re abgesichert, die Finanzierung erfolgt über eine Namensschuldverschreibung", erläuterte Geschäftsführer Thomas König auf energate-Nachfrage.
Bei einem planmäßigen Verlauf werde die Geothermieanlage mit voraussichtlich 10 MW Leistung zu Beginn des Jahres 2027 den Regelbetrieb aufnehmen. Die Besonderheit gegenüber anderen Projekten bestehe darin, dass das Heißwasser eben nicht direkt in die Fernwärmenetze eingespeist wird, sondern zunächst die Fernwärmeproduktion im Kraftwerk Geiselbullach unterstützt. Dadurch würden die bisher eingesetzten Dampfkondensationsanlagen entlastet. Der hierdurch eingesparte Dampf könne daher zur Stromproduktion genutzt werden. "Im Zuge das weiteren Ausbaus der unterschiedlichen Fernwärmenetze wird das Tiefenwasser jeweils dort eingesetzt, wo es mit seinen Temperaturen die Effizienz des Gesamtsystems maximal verbessert", blickt der ATW-Geschäftsführer voraus. Daneben diene das Thermalwasser auch zur Absicherung der Wärmeversorgung für den Fall einer Havarie im Kraftwerk.
Perspektivisch ist zudem der Einsatz einer Großwärmepumpe denkbar, um die Dampfproduktion des Kraftwerks wieder mehr zur Stromerzeugung nutzen zu können. "In jedem Fall wird die Produktionskapazität am Kraftwerk Geiselbullach mit dem Ausbau der Fernwärmenetze Schritt halten, auch wenn mittelfristig Netze zu Verbünden zusammengeschlossen werden", gibt sich König optimistisch. /mt