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Zweiter Gasspeicher vor der Stilllegung

Essen (energate) - Der Betreiber Bayernugs überlegt, seinen bayerischen Gasspeicher Wolfersberg südlich von München stillzulegen. Das kündigte Geschäftsführer Thomas Rupprich gegenüber energate an. "Wir sind gerade dabei, dem konsequenten Schritt der Uniper Energy Storage zu folgen und einen Stilllegungsantrag vorzubereiten", sagte er. Uniper Energy Storage (UST) hatte Anfang Oktober bei der Bundesnetzagentur die Stilllegung des bayerischen Speichers Breitbrunn zum 31. März 2027 beantragt. Beide Speicherbetreiber haben mit der geltenden Regulatorik und dem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen. Diese Gemengelage führte dazu, dass Händler kaum Kapazitäten in den Speichern gebucht haben.

 

Bayernugs: Kein Vertrag für 25/26

 

"Wir konnten für das Speicherjahr 2025/26 keinen einzigen Speichervertrag abschließen", zeigte sich Rupprich frustriert. In der Folge weist der Speicher laut Daten der Transparenzplattform AGSI am 6. November gerade einmal einen Füllstand von 6,14 Prozent aus. Dabei handle es sich lediglich um Restmengen aus dem letzten Speicherjahr, welche die Kunden im Speicher belassen durften, erklärte Rupprich. Für Bayernugs jedenfalls sind die betriebswirtschaftlichen Folgen verheerend. Für 2025 erwartet der Betreiber ein Rekorddefizit. "Und mit Blick auf die Sommer-Winter-Spreads haben wir auch keinen positiven Ausblick in die Zukunft", so seine Einschätzung. 

 

Knackpunkt Sommer-Winter-Spread

 

Marktteilnehmer beklagen seit Langem, dass die gesetzlichen Füllstandsvorgaben mit der Aussicht auf eine staatliche Befüllung der Speicher durch den Gasmarktgebietsverantwortlichen THE für erhebliche Unsicherheit sorgten. Dies hat sich negativ auf den Sommer-Winter-Spread ausgewirkt, die maßgebliche Basis für die Bewertung von Speichern durch Händler. Dieser ist erst zusammengeschrumpft und fiel im ersten Quartal teilweise sogar negativ aus. Damit gibt es für Händler keine Veranlassung mehr, im Sommer Gas einzuspeichern - wie sonst üblich -, weil sie es im Winter nicht teurer, mit Gewinn verkaufen können. Über die zahllosen erfolglosen Vermarktungsversuche hat energate immer wieder berichtet. Unterm Strich fehlt nun das Geld für einen wirtschaftlichen Betrieb einiger Gasspeicher. Das beklagt auch der Betreiber Uniper schon länger. "Die Erlöse reichen so nicht aus, um die laufenden Kosten für Speicherentgelte, Betrieb und Netze zu decken", führte Holger Kreetz, COO bei Uniper, dazu gegenüber energate nochmals aus.

 

BMWE bleibt untätig

 

Bislang scheint die Dringlichkeit in der Sache im politischen Berlin noch nicht so richtig angekommen zu sein. Dies vielleicht auch, weil Deutschland insgesamt - also über alle Speicher hinweg - das heruntergesetzte Füllstandsziel zum Stichtag 1. November von 70 Prozent mit 75,24 Prozent sogar übererfüllt hat. Neben Wolfersberg haben "nur" der größte bundeseigene Erdgasspeicher im niedersächsischen Rehden (Füllstand: 28 %), UGS Inzenham-West (25 %) bei Rosenheim und der größte bayerische Porenspeicher Breitbrunn von Uniper ihre Ziele verfehlt. Juraj PapcunGeschäftsführer von Nafta Speicher, Betreiber von Inzenham-West, teilte energate dazu mit, dass sein Unternehmen trotz mehrerer Ausschreibungen den intern festgelegten Mindestpreis nicht erzielen konnte. "Von den Kunden, die physisch einspeichern müssten, haben wir sogar kein Angebot erhalten, das auch nur die variablen Kosten decken würde", führte er aus.

 

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) sieht trotz teils leerer Speicher Deutschlands Gasversorgung gut aufgestellt mit den über 75 Prozent Speicherfüllstand. "Der Winter kann also kommen", sagte der Parlamentarische Staatssekretär Stefan Rouenhoff (CDU) kürzlich erst bei einer Tagung der Deutschen Energieagentur in Berlin. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hatte bei der Aufhebung der Alarmstufe zum 1. Juli 2025 bereits damit argumentiert, dass Deutschland dank der eigenen LNG-Terminals ein Stück weit abgesichert sei. Den noch fast leeren größten Porenspeicher Rehden wertete sie schon damals nicht als Problem. Ihr Ziel dürfte sein, dem Staat millionenschwere Ausgaben für die Befüllung der Gasspeicher zu ersparen. Der staatliche Betreiber von Rehden, Sefe Storage, antwortete auf energate-Nachfrage diplomatisch und mit wenig Kritik am System: "Für eine Buchung von Kapazitäten durch potenzielle Speicherkunden ist ein ausreichend großes Erlöspotenzial erforderlich, was für die Vermarktung der Kapazitäten für das Speicherjahr 2025/2026 nicht immer gegeben war."

 

Strengere Auflagen für süddeutsche Speicher

 

Für viele Marktteilnehmer greift die Argumentation des Wirtschaftsministeriums allerdings zu kurz. Denn bei der letzten Aktualisierung der Füllstandsverordnung standen die süddeutschen Speicher nochmal besonders im Blickpunkt, um regional die Versorgung abzusichern. Wolfersberg, Breitbrunn und auch Inzenham-West sollten 80 Prozent erreichen und sind daran krachend gescheitert. Zum Stichtag 1. November befanden sich drei der fünf am wenigsten gefüllten Speicher Deutschlands im Süden der Republik. Für Bayernugs-Geschäftsführer Rupprich ist dies auch das Ergebnis der unterschiedlichen Ausprägung der Vorgaben und einer "eklatanten Schlechterstellung der süddeutschen Porenspeicher".

 

Er hätte erwartet, dass der Staat über THE die leeren Speicher hätte befüllen lassen, wie dies schon im Krisenjahr passiert war. "Bayernugs hat die Bundesnetzagentur, BMWE und THE laufend über die erfolglosen Ausschreibungen informiert und den Speicher zur Buchung angeboten", berichtete er. Sowohl THE als auch die Bundesnetzagentur hätten mit dem Verweis, keine Freigabe vom BMWE für eine Befüllung zu haben, geantwortet. Auch der Nafta-Geschäftsführer Papcun bestätigte für den Gasspeicher Inzenham-West, dass er wiederholt THE die freie Kapazität zur Befüllung angeboten habe. 

 

Die LTO-Ausschreibung der THE zurWintervorsorge hat Bayernugs-Geschäftsführer Rupprich indes als wenig hilfreich empfunden. Denn diese verschaffe lediglich den Bestandskunden einen Vorteil bei der Angebotslegung, was in der Regel nicht zu einer Erhöhung der Füllstände in den Speichern führe, sondern nur zu einem längeren Verbleib bereits gebuchter Kapazität im Speicher.

 

Debatte über neuen Rahmen anstoßen

 

Vor diesem Hintergrund wird der Ruf aus der Branche nach einem neuen regulatorischen Rahmen lauter. Auch Uniper-COO Kreetz setzte sich im Gespräch mit energate für eine Debatte ein, wie Deutschland in den nächsten Jahren verlässlich hohe Füllstände erreichen kann. Eine stärkere Einmischung des Staates über THE ist für ihn aber eher die schlechtere Variante. "In Europa gibt es andere Modelle, die besser funktionieren", so der Uniper-Vorstand. Vorstellbar sei für ihn eher ein Modell nach französischem Vorbild, also ein marktlicher Ansatz, der aber die Händler stärker in die Pflicht nimmt, die gebuchte Kapazität auch physisch einzulagern. Im deutschen Nachbarland sind die Speicher deutlich über 90 Prozent gefüllt. /ml/mt

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