Uniper schärft Strategie wegen Ergebnisrückgang
Düsseldorf (energate) - Uniper konkretisiert seine Transformationsstrategie infolge des erwarteten Ergebnisrückgangs. Die neue alte Devise lautet nun: Gas. Das wurde bei der Vorlage der Halbjahresbilanz 2025 klar, bei der das Unternehmen zudem seine Jahresprognose nochmals bestätigte. Zugleich mahnte CEO Michael Lewis die Politik, beim Ausbau von Gaskraftwerken, beim Marktdesign für Speicher sowie beim regulatorischen Rahmen für Investitionen Tempo zu machen.
Unipers Strategieanpassung wirkt wie ein Reboot, denn das Unternehmen rückt den Rohstoff Gas wieder stärker in den Mittelpunkt als Brücke in die klimaneutrale Zukunft. Der Neuaufbau des Gasportfolios nach dem Wegfall der Gazprom-Lieferungen hat hohe Priorität. Langfristige Verträge mit breiter Diversifikation nach Herkunft und Preisindexierung sollen Risiken reduzieren. Ziel ist ein Portfolio von 250 bis 300 Mrd. kWh bis 2030. Neben der Erweiterung des LNG-Portfolios bleiben auch langfristige Verträge für Pipelinegas Teil der Strategie, trotz begrenzter Potenziale, Pipelinemengen nach Europa zu bringen. Aktuell verfügt das Unternehmen über mehr als 100 Mrd. kWh an langfristigen Gasverträgen. Neue Verträge wurden zuletzt mit Tourmaline Oil (Kanada) und Woodside Energy (Australien) geschlossen. Letzterer umfasst bis zu 2 Mio. Tonnen LNG pro Jahr über 15 Jahre.
Die energiepolitische Lage sorgt jedoch für Unsicherheit. Ein kürzlich zustande gekommenes Abkommen zwischen der EU und den USA zu Energieimporten in Höhe von 750 Mrd. US-Dollar kommentierte Lewis mit Skepsis: "Es ist unklar, wie solche Summen zustande kommen." Die USA spielten zwar als künftiger Partner bei der Gasversorgung eine zentrale Rolle. Lewis sagte aber auch, Uniper werde sich nie wieder von nur einem Partner abhängig machen.
Anpassungen auch bei Erneuerbarenerzeugung
Grundsätzlich liegt Uniper mit einem bereinigten Ebitda von 379 Mio. Euro zwar deutlich unter dem Vorjahresniveau (1.743 Mio. Euro), erfüllt aber die eigene Erwartung. Die Prognose für das Gesamtjahr 2025 liegt nun bei einem bereinigten Ergebnis von 1,0 bis 1,3 Mrd. Euro. Gleichzeitig investiert Uniper weiter in die Transformation des Geschäftsmodells. Bis 2030 sollen rund 5 Mrd. Euro investiert werden, größtenteils in grüne oder flexible Erzeugung. Ziel ist es, bis dahin 15 bis 20 GW Stromerzeugungskapazität zu schaffen, davon mindestens 50 Prozent aus CO2-armen oder dekarbonisierbaren Quellen. Dazu zählen auch klassische Gaskraftwerke mit CCS-Potenzial. Auch hier passte das Unternehmen zuletzt die Strategie an. Zuvor gab Uniper nämlich noch an, rund 80 Prozent des Stroms grün erzeugen zu wollen.
Versorgungssicherheit: Druck auf Kraftwerksstrategie wächst
Trotz der reduzierten Ziele in der Erneuerbarenerzeugung sieht Uniper seine Rolle klar in der Absicherung der Energieversorgung, insbesondere über flexible Gaskraftwerke. In Deutschland wartet der Konzern jedoch weiter auf den politischen Rahmen für den Neubau solcher Anlagen. Lewis mahnte: "Je schneller das Kraftwerkssicherheitsgesetz kommt, desto schneller können wir bauen." Aufgrund der Projektlaufzeiten von rund fünf Jahren sei Eile geboten - vor allem, wenn die Kraftwerke 2030 einsatzbereit sein sollen. Auch wenn die von der Bundesregierung angestrebten 20 GW bis 2030 ambitioniert seien, könne Uniper mit seiner Standortbasis einen signifikanten Anteil dazu leisten. Das liege vor allem daran, dass Uniper bereits mögliche Standorte mit passenden Voraussetzungen bei der Netzanbindung im Blick habe. Außerdem habe das Unternehmen eine strategische Kooperation mit Siemens, "daher hoffen wir auf stabile Lieferketten", betonte Lewis.
Wann jedoch das Kraftwerkssicherheitsgesetz in Deutschland kommt, ist noch offen. Während Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) noch in diesem Jahr mit möglichen Ausschreibungen rechnet, könnte die Bundesnetzagentur ihr hierbei einen Strich durch die Rechnung machen. Denn die Bonner Behörde plant die Ausschreibungsbedingungen zuvor mit der Branche zu konsultieren. Zeitlich wird es dann eng. Lewis rechnet insgesamt mit einem Kraftwerkssicherheitsgesetz in den nächsten 6 bis 12 Monaten, auch wenn ihm Ausschreibungen spätestens im Frühjahr 2026 lieber wären. "Wir werden dann eben nicht die 20 GW bis 2030 erreichen - aber nah dran sein", betonte der CEO.
Gasspeicher: falsche Preissignale
Auch im Bereich der Gasspeicher hat Uniper eine klare Forderung an die Regierung. Das Unternehmen betreibt einen Großteil der deutschen Gasspeicher, mit aktuellen Füllständen von rund 68 Prozent etwas über dem Bundesdurchschnitt von 63 Prozent. Der Unterschied zum Vorjahr (85 Prozent) sei auf eine problematische Preisstruktur zurückzuführen: Die fehlende Differenz zwischen Sommer- und Winterpreisen habe bis weit in das Frühjahr hinein zu geringen Anreizen für die Einspeicherung geführt. Sorgen um die Sicherheit der Versorgung im kommenden Winter macht sich Lewis aber nicht. Es werde aktuell ausreichend eingespeichert.
Uniper fordert daher eine langfristige Lösung durch ein neues Marktdesign. "Wir brauchen ein regulatorisches Rahmenwerk, das wirtschaftliche Anreize zur Speicherbefüllung schafft", so Lewis. Der Speicherstandort Breitbrunn steht derzeit zur Disposition. Wirtschaftlich ist er für Uniper aktuell nicht. Sollte sich daran nichts ändern, ist eine Stilllegung bis Ende März 2027 möglich. Zudem läuft hier der langfristige Speichervertrag aus.
Datteln 4: Verkaufsprozess im Plan
Fortschritte machte Uniper hingegen bei den von der EU-Kommission geforderten Veräußerungen. Diese waren Teil der Auflagen im Zuge des Staatseinstiegs. Nach dem Verkauf von Latvijas Gaze und Uniper Wärme sei auch der Verkaufsprozess für das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 auf Kurs. Trotz rechtlicher Unsicherheiten rund um den Bebauungsplan sei das Interesse an der Anlage groß, bekräftigte Jutta Dönges, CFO von Uniper. Das Unternehmen befinde sich im Zeitplan, bis Ende 2026 die EU-Auflagen vollständig zu erfüllen. /hp