Uniper findet Käufer für Kohlekraftwerk Datteln 4
Düsseldorf (energate) - Der Energiekonzern Uniper meldet Vollzug bei der Suche nach einem Käufer für das Kohlekraftwerk Datteln 4. Gut zwei Jahre nach dem Start des Verkaufsprozesses geht das Steinkohlekraftwerk an den Investor Resinvest. Das Unternehmen hat zwar seinen Hauptsitz in der Schweiz, die eigentlichen Wurzeln liegen aber in der Tschechischen Republik. Die Transaktion umfasse neben der Kraftwerksanlage mit einer Nettoleistung von 1.052 MW auch die dazugehörige Kohleinfrastruktur sowie Wärmeerzeugungsanlagen, teilte das Düsseldorfer Unternehmen mit. Zum Kaufpreis machten die Vertragspartner keine Angaben. Behördliche Genehmigungen stehen noch aus.
Der Verkauf des Kraftwerks ist Teil der Auflagen, die die EU-Kommission im Zuge des milliardenschweren Stabilisierungspakets für Uniper Ende 2022 beschlossen hatte. Deutschland hatte den angeschlagenen Energiekonzern damals verstaatlicht, um eine Insolvenz infolge der ausgefallenen russischen Gaslieferungen zu verhindern. Die EU-Kommission stimmte der Maßnahme nur unter Auflagen zu. So musste Uniper unter anderem den Verkauf von Datteln 4 bis spätestens 2026 zusagen.
Das unmögliche Kraftwerk
Doch der Betrieb des Kraftwerks steht grundsätzlich unter keinem guten Stern. Zunächst konnte der Kohleblock mit 1.052 MW Leistung erst 2020 nach jahrelangen Verzögerungen den Betrieb aufnehmen. Auch der jetzige Verkauf erfolgt vor dem Hintergrund rechtlicher und politischer Herausforderungen. Denn der Rechtsstreit um den Bebauungsplan des Kraftwerks ist noch nicht beendet und muss vom Oberverwaltungsgericht Münster neu aufgerollt werden. Das Kraftwerk versorgt unter anderem die Deutsche Bahn mit 50-Hz-Bahnstrom und liefert Fernwärme an mehrere Tausend Haushalte im nördlichen Ruhrgebiet. Am Standort sind rund 100 Mitarbeitende beschäftigt, die nun auch von Resinvest übernommen werden.
Zugleich ist Datteln 4 das letzte Steinkohlekraftwerk, das trotz der Diskussionen um den Kohleausstieg ans Netz ging, und es steht symbolisch für die Debatte um die Kohlepolitik in Deutschland. Nicht jeder Investor ist bereit, in Kohle zu investieren, weshalb sich der Verkaufsprozess, der im September 2024 startete, schwierig gestaltete. "Umso erfreulicher ist es, mit der Resinvest Group a.s. einen Käufer gefunden zu haben, der den sicheren und effizienten Betrieb des Kraftwerks auch künftig gewährleistet", erklärte Holger Kreetz, COO bei Uniper.
Ehemaliger EPH-Manager neuer Eigner des Kraftwerks
Über mögliche Abnehmer wurde lange spekuliert. Immer wieder kam dabei der tschechische Energiekonzern EPH ins Gespräch, der unter anderem den ostdeutschen Braunkohlekonzern Leag übernommen hatte. Der EPH-Konzern des Milliardärs Daniel Křetínský kam diesmal nicht zum Zug, dafür ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens. Denn die in Prag ansässige Resinvest-Gruppe wurde im März 2024 von Tomáš Novotný gegründet. Dieser war zuvor über 14 Jahre als Management Consulting Director bei der EPH-Gruppe tätig. Resinvest legt seinen Schwerpunkt auf den Commodity-Handel und die Investition in Rohstoffe und Energieinfrastruktur. Dabei beliefert es nach eigenen Angaben große europäische und asiatische Energieunternehmen und ist auf Massengüter wie feste Brennstoffe, Biomasse, Agrarprodukte, Erze und Metalle spezialisiert. Das Unternehmen ist in zwölf Ländern aktiv.
"Mit dem Erwerb von Datteln 4 verfolgen wir unsere Strategie weiter, in Infrastruktur-Assets zu investieren, in denen wir langfristigen Wert sehen", sagte Tomáš Novotný, Gründer und Vorsitzender der Resinvest Group. Erst im Februar dieses Jahres hatte Resinvest den Kauf mehrerer polnischer Kohlekraftwerke vom tschechischen Energiekonzern ČEZ abgeschlossen. Darunter waren die Heizkraftwerke Skawina und Chorzów - wichtige Wärmelieferanten für die Ballungsräume Krakau und Kattowitz. Zudem übernahm der Investor weitere ČEZ-Tochtergesellschaften in Polen. /hp