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Statkraft stoppt grüne Wasserstoffprojekte

Oslo (energate) - Die nächste Hiobsbotschaft für den Wasserstoffmarkt: Statkraft stoppt die Neuentwicklung grüner Wasserstoffprojekte. Für die beiden deutschen Elektrolyseurvorhaben im niedersächsischen Emden geht das Unternehmen auf Investorensuche. "Nachdem wir im vergangenen Jahr die Ambitionen für die Entwicklung von grünem Wasserstoff schon gesenkt haben, erleben wir nun größere Unsicherheit im Markthochlauf und eine sich weiter verzögernde Profitabilitätserwartung", begründete Birgitte Ringstad Vartdal, CEO von Statkraft, die strategische Entscheidung.

 

Mit dieser sind die Norweger in guter Gesellschaft. Renditeorientierte Konzerne wie Shell, Equinor und BP vollzogen bereits ein Strategie-Reset und rückten ihren Aktionären zuliebe wieder die Produktion von Öl und Gas in den Vordergrund. Der deutsche Staatskonzern Sefe hält zwar an Wasserstoff fest, aber auch er winkt zumindest bei grünem Wasserstoff aus Deutschland ab - aus Kostengründen. Gleichwohl betonte das norwegische Staatsunternehmen Statkraft bei seiner Ankündigung, dass es an die "langfristige Zukunft von grünem Wasserstoff" glaube, um die Emissionen in kohlenstoffintensiven Industriesegmenten zu senken. Deshalb würden Großhandelsaktivitäten rund um Wasserstoff weiterhin Teil des Portfolios bleiben.

 

Investorensuche für ausgewählte Projekte

 

Statkraft arbeitet an mehreren grünen Wasserstoffprojekten - außer in Deutschland und im Heimatland Norwegen noch in Schweden, Großbritannien, den Niederlanden sowie Italien. Teils sind "erhebliche Fördergelder" geflossen, in diesen Fällen werde Statkraft "im engen Austausch mit den zuständigen Stellen den weiteren Verlauf der Projekte sichern", hieß es aus Oslo.

 

In Emden befand sich Statkraft kurz vor dem Baustart eines 10-MW-Pilotelektrolyseurs. Dieser sollte - allerdings ohne Förderung - grünen Wasserstoff für den regionalen Verkehr liefern. Durch die Treibhausgasminderungsquote ergibt sich ein Anreiz für potenzielle Kunden. Helge-Jürgen Beil, VP Hydrogen bei Statkraft, hatte im Februar auf der E-world noch eine Neuregelung bei den Quoten gefordert, damit sie "sauber und betrugsfrei" werden. Der Preisrutsch unter 100 Euro macht nach Betrugsskandalen vielen grünen Wasserstoffprojekten sowie THG-Quotenanbietern zu schaffen. Ob es auf der Abnehmerseite schon einen Liefervertrag mit einem Mobilitätskunden gegeben hat, der unter Umständen wieder gelöst werden müsste, wollte ein Sprecher der Statkraft Germany nicht beantworten. "Vertragliche Details können wir nicht nennen."

 

Der zweite, mit 200 MW weit größer geplante Elektrolyseur in Emden soll grüne Wasserstoffmengen für das Kernnetz liefern. Erst im März hatte Statkraft nach langem Warten eine 107 Mio. Euro schwere Förderzusage aus dem EU-Innovationsfonds erhalten. Das Innovative daran ist die Kombination mit einem Großwärmepumpensystem, also die Verknüpfung von grüner Wasserstoff- und grüner Fernwärmeerzeugung im industriellen Maßstab. 20.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr wären möglich. Genügend Seewasser durch die Nähe zur Ems, die Küstennähe für Offshore-Windenergie sowie die vorhandene Infrastruktur am Gaskraftwerksstandort sprechen für den niedersächsischen Standort.

 

Jetzt soll ein Investor dort weitermachen, wo Statkraft aufhört. Wie viele Euro - abgesehen von den 107 Mio. zugesagten Fördergeldern - noch mitzubringen wären, ist nicht bekannt. "Wir bitten um Verständnis, dass wir uns hierzu zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern können", so der Statkraft-Sprecher. RWE und H2-Apex, die selbst große Elektrolyseure an den Standorten Lingen (NRW) beziehungsweise Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) planen, wollten die Rückzugsentscheidung ihres Konkurrenten nicht kommentieren. Auch ob sie als Geldgeber infrage kommen, blieb auf energate-Nachfrage offen. H2-Apex hatte erst kürzlich den insolventen Wasserstoffprojektierer HH2E übernommen, um Synergien in Lubmin zu heben.

 

"Realitätscheck für grünen Wasserstoff"

 

"Statkrafts Rückzug kommt wenig überraschend", ordnete Matthias Janssen, Associate Director der Beratungsgesellschaft Frontier Economics, ein. Nachdem das Unternehmen 2024 bereits auf die Bremse gedrückt hatte, wurde vergangene Woche die Bestellung einer 40-MW-Elektrolyse in Norwegen gekündigt. "Es ist eine Fortführung des allgemeinen Realitätschecks für grünen Wasserstoff der letzten Monate und zeigt, dass die Rahmenbedingungen angepasst werden müssen, wenn der Hochlauf gelingen soll", sagte Janssen zu energate.

 

Die Ankündigung zum Wasserstoffstopp präsentierte Statkraft am selben Tag wie seine aktuellen Quartalszahlen, die einen Ergebniseinbruch mit sich brachten. Das Ebitda fiel trotz höherer Stromproduktion in den ersten drei Monaten des Jahres von 15,1 Mrd. auf 10,9 Mrd. Norwegische Kronen oder 0,93 Mrd. Euro. Beim bereinigten Ebit waren es nur noch 9 Mrd. Kronen beziehungsweise 0,77 Mrd. Euro gegenüber 13,5 Mrd. Kronen im Vorjahresquartal. In der nordischen Region kam es zu Strompreissenkungen. /mt

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