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Regas kündigt Chartervertrag für FSRU des Bundes

Berlin (energate) - Das LNG-Terminal Deutsche Ostsee besteht vorerst aus nur noch einem Schiff. Der Betreiber Deutsche Regas hat den Chartervertrag für die schwimmende Regasifizierungs- und Speichereinheit (FSRU) Energos Power mit dem Bund gekündigt. Das Unternehmen zieht damit die Konsequenzen aus einem Streit um die Vermarktung der deutschen LNG-Importkapazitäten mit der staatlichen DET (Deutsche Energy Terminal).Es soll jedoch nicht dauerhaft bei den reduzierten Kapazitäten in der Ostsee bleiben. Regas kündigte an, die volle Kapazität wiederherstellen zu wollen.

 

Die Energos Power bildet bislang gemeinsam mit der FSRU Neptune das Terminal in Mukran auf der Insel Rügen. Der Bund hatte das Schiff vermittelt durch RWE gechartert. 2023 wurde es an Deutsche Regas weiter verchartert. Der Sub-Chartervertrag hat, wie der Vertrag des Bundes mit der Reederei Energos, eine Laufzeit von zehn Jahren. Mehrere Gründe seien für die Kündigung verantwortlich, teilte Deutsche Regas mit.

 

Ein Grund ist die Marktverzerrung, die aus Sicht der Deutschen Regas durch das Vermarktungsverhalten des staatlichen Betreibers der beiden FSRUs in Wilhelmshaven und Brunsbüttel besteht. DET hat im Februar einen Teil der Kapazität für das Jahr 2025 mit einem Reservationspreis von null Euro vermarktet. Dagegen hatte Deutsche Regas erfolglos im Eilverfahren Rechtsmittel eingelegt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) argumentiert, das Vermarktungskonzept sei durch die Beihilfegenehmigung der EU-Kommission gedeckt. Deutsche Regas habe zudem gewusst, dass der Bund in der Nordsee Terminals zur Sicherung der Gasversorgung betreibe.

 

Schlechte Auslastung des Terminals

 

Zuverlässige Quellen sagen, es gebe zwischen Deutsche Regas und Energos aber auch unterschiedliche Auffassungen über Leistungen, die durch Energos im Rahmen des Betriebs als gemeinsames Terminal mit dem zweiten FSRU zu erbringen sind. Die Neptune hatte Deutsche Regas selbst von Hoegh Evi gechartert. Die norwegischen Spezialisten für den Betrieb von FSRUs teilten auf energate-Anfrage mit, man äußere sich grundsätzlich nicht zu den Geschäftsbeziehungen mit Kunden.

 

Unklar ist, ob auch fehlende Buchungen Deutsche Regas zu dem Schritt veranlasst haben. Diese Vermutung äußern Marktteilnehmer. "Für die Energos Power fehlen langfristige Buchungen", sagte ein Gesprächspartner zu energate. Prüfen lässt sich dies nicht. Gemäß der europäischen LNG-Transparenzseite ALSI ist in dem Terminal keine Kapazität gebucht. Deutsche Regas hatte im August 2023 mitgeteilt, die im Rahmen einer langfristigen Vermarktung angebotene Kapazität sei vollständig vermarktet worden. Die schlechte Auslastung des Terminals sei darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen derzeit gebuchte Kapazität nicht nutzen, hatte Deutsche-Regas-Geschäftsführer Ingo Wagner Ende Januar in einem Pressegespräch geäußert. Auf ALSI wird angeblich die langfristig verkaufte Kapazität nicht gemeldet.

 

Betrieb der Neptune nicht gefährdet

 

Wie es jetzt weiter geht, ist offen. Das BWMK teilte auf Anfrage mit, Deutsche Regas habe seit Januar die Charterrate nicht bezahlt. Das BMWK hatte im März 2023 in einem Bericht die jährliche Charterrate je FSRU mit 55 Mio. Euro netto angegeben. "Das BMWK und die Regas befinden sich derzeit im Austausch über die gegenwärtige Situation der Energos Power. Zu weiteren Details können wir uns aktuell nicht äußern", schreibt das Ministerium auf energate-Anfrage. Der Bund werde die notwendigen Schritte unternehmen, um "seine Interessen zu wahren". Im Zweifelsfall werden das Ministerium und Deutsche Regas vor einem Gericht oder einem Schiedsgericht über die Wirksamkeit der Kündigung streiten. Der weitere Betrieb der Neptune ist wohl trotz des Streits um die Energos Power nicht gefährdet.

 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die eine Notwendigkeit des Terminals verneint und rechtlich gegen die Betriebsgenehmigung vorgeht, spricht von einer geplanten Teilschließung und einem Sieg der Vernunft. Die Entscheidung sei längst überfällig, das Scheitern des Projektes habe sich schon lange abgezeichnet: "Eine Nachfrage aus dem Gasmarkt hat es nie gegeben, die ökologischen Kosten insbesondere mit Blick auf den Meeresschutz waren viel zu hoch", sagte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.

 

Regas könnte selbst zweites Schiff chartern

 

Das sieht Deutsche Regas ganz anders: "Das Ziel des Unternehmens ist es, die bisherige Kapazität des Terminals wiederherzustellen", betonte Wagner gegenüber energate. Das heißt, der Betreiber kann sich vorstellen, eine weitere FSRU zu chartern. Zwei Schiffe selbst zu chartern, war immer das Konzept des Unternehmens mit Sitz in Lubmin. Die Charter des zweiten Schiffs war zurückgestellt worden, als sich die Option ergab, die Energos Power in der Sub-Charter vom Bund zu übernehmen. /hl

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