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Pflicht-Rollout nimmt langsam Tempo auf

Bonn (energate) - Der Pflicht-Rollout hat zum Stichtag 30. September allen Unkenrufen zum Trotz die gesetzliche Zielmarke von 20 Prozent bis Jahresende erfüllt. Eine Datenauswertung der Bundesnetzagentur für das dritte Quartal 2025 hat ergeben, dass bislang 20,2 Prozent der Pflichteinbaufälle erfolgt sind. Zum Stichtag 30. Juni lag diese Quote noch bei nur 16,4 Prozent. Es geht also bergauf beim Smart-Meter-Rollout. Trotzdem ist weiterhin Tempo gefragt. Die Einbauquote aller Messlokationen liegt immer noch nur bei 3,8 Prozent. Moderne Messeinrichtungen - also digitale Zähler - sind in 52,4 Prozent der Messstellen verbaut.

 

Große Netzbetreiber weiter Motor des Ausbaus

 

Treiber dieser Entwicklung sind die großen Messstellenbetreiber. Bei den 18 grundzuständigen Betreibern mit mehr als 500.000 Messlokationen lag die Einbauquote bei durchschnittlich 25 Prozent, eine Steigerung von 2,9 Prozent gegenüber dem 2. Quartal. Je weniger Messlokationen vorliegen, desto schlechter ist die Einbauquote. Die 67 Messtellenbetreiber, die zwischen 100.000 und 500.000 Messstellen betreiben, haben eine Quote von durchschnittlich 14,6 Prozent erreicht, eine Verbesserung von 3 Prozent. 129 Grundzuständige betreiben zwischen 30.000 und 100.000 Messlokationen. Deren durchschnittliche Rolloutquote liegt bei 11,2 Prozent. Die kleinen Messstellenbetreiber mit weniger als 30.000 Lokationen erreichten hingegen lediglich eine Erfüllungsquote von 8,2 Prozent. Deren Steigerung im Vergleich zum Vorquartal liegt auch nur bei 0,4 Prozent. Insgesamt haben noch immer 189 Messstellenbetreiber überhaupt nicht mit dem Rollout begonnen - im 2. Quartal waren es sogar noch 244.

 

Noch beim Bericht zu den Zahlen des 2. Quartals fiel auf, dass die Rolloutquoten der drei großen Netzbetreiber Netze BW, Hamburger Energienetze und Bayernwerk Netz die gesetzlichen Vorgaben nicht erreicht hatten. Netze BW konnte sich von 13,5 auf 19,7 Prozent steigern. Zwar noch immer keine 20 Prozent, aber immerhin nah dran. Die Hamburger Energienetze konnten sich dagegen sogar von 15,8 Prozent auf 22,3 Prozent verbessern. Bayernwerk Netz machte hingegen nicht so einen großen Sprung, erreichte im dritten Quartal mit 21 Prozent aber zumindest das gesetzliche Ziel.

 

Schönberg: Brauchen noch mehr Tempo

 

Ingo Schönberg, CEO des Smart-Meter-Anbieters PPC, betonte auf energate-Anfrage, dass sich der von ihm prognostizierte beschleunigte Zubau nun bewahrheite. Er äußerte die Vermutung, dass die BNetzA-Auswertung nicht alle Einbauten erfasse. So habe PPC bisher rund 2 Mio. intelligente Messsysteme ausgeliefert. "Real dürften mit Ende Q3 insgesamt 2,5 bis 2,8 Mio. Installationen haben, also 30% mehr als erfasst", so seine Einschätzung. Trotzdem mahnte er an, dass die Ausbaugeschwindigkeit im Hinblick auf die Rolloutziele bis 2032 weiter beschleunigt werden müsse.

 

Auch er befürworte daher eine stärkere Kooperation zwischen wettbewerblichen und grundzuständigen Messstellenbetreibern. Ähnlich hatte sich zum Beispiel Jochen Schwill von Spotmyenergy im Interview mit energate geäußert. Schönberg betonte aber, dass es dabei nicht um einen Klassenkampf gehen dürfe. Grundzuständige Messstellenbetreiber seien nicht per se "Bremser" oder "Monopolisten". Solche Klagen waren teilweise in einem Branchenappell an das Bundeswirtschaftsministerium zu hören. Dort warnten zahlreiche Unternehmen vor einer Monopolisierung des Messstellenbetriebs.

 

VKU zeigt sich janusköpfig

 

Auch der VKU zeigte sich über das Erreichte zwiegespalten. Einerseits hätten viele Unternehmen in den vergangenen Monaten "erhebliche Fortschritte" erzielt und beispielsweise neue Systeme implementiert oder Fachkräfte eingestellt. Andererseits zeigten die veröffentlichten Zahlen, dass weiterhin "erheblicher Handlungsbedarf" bestünde, wie es eine VKU-Sprecherin ausdrückte.

 

Die Gründe für die Verzögerungen seien dabei vielfältig. Schwierigkeiten tauchten beispielsweise bei der Integration von technischen Systemen und Prozessen auf. Ein Hemmnis sei "oftmals auch die Kommunikationsanbindung von Zählern in Kellerräumen", so die Sprecherin. Viele Unternehmen hätten zudem mit Lieferengpässen zu kämpfen und finden nicht ausreichend qualifizierte Fachkräfte für die nötigen Installationen und technischen Neuaufstellungen. Ähnlich hatte sich zuletzt der fränkische Netzbetreiber N-Ergie gegenüber energate geäußert und angekündigt, beim Rollout eine "Aufholjagd" starten zu wollen. Das Unternehmen steigerte seine Quote von 4,4 auf 6,9 Prozent, es bleibt also noch Luft nach oben.

 

Horizon: Vorbedingungen wurden geschaffen

 

Auch der Meter-Asset-Provider Horizon Energy Infrastructure betonte gegenüber energate, dass die "erfreuliche Überraschung" durch die Schaffung der notwendigen Vorbedingungen des Rollouts erreicht wurde. Darunter zählt das Unternehmen unter anderem die Hardware-Beschaffung, IT-Backends sowie die Montagekapazitäten. "Natürlich muss man relativieren, absolut bewegen sich einige gMSB immer noch bei geringen Stückzahlen. Deutlich schnellere und sichere Skalierung ginge hier beispielsweise über Hardware-Miete", warb Benjamin Scholz, Director Industry & Markets bei Horizon Energy, für das eigene Geschäftsmodell. Erfreulich sei zudem, dass die Anzahl der optionalen Einbaufälle die des Pflicht-Rollouts sogar übersteige. "In unseren Projekten sehen wir hier die Nachfrage weiter anziehen", zeigte er sich optimistisch. /rh

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