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Pflicht-Rollout braucht mehr Tempo

Bonn (energate) - Die Messstellenbetreiber haben zum Stichtag 30. Juni 16,4 Prozent der verpflichtend einzubauenden intelligenten Messsysteme installiert. Das geht aus aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur hervor. Heißt aber auch: Wenn die Branche ihr aktuelles Tempo weiterverfolgt, wird sie die Zielmarke von 20 Prozent bis Ende des Jahres verfehlen. Denn zum ersten Quartal waren 15 Prozent der Pflichteinbauten erledigt, zum Jahreswechsel 2024/25 waren es 14 Prozent. Rechnet man etwa jeweils einen Prozentpunkt pro Quartal hinzu, landet man bis Ende 2025 aber nur bei rund 18 Prozent. Notwendig sind also knapp zwei Prozent Zunahme pro Quartal. Die Messstellenbetreiber müssen ihre Anstrengungen damit rein rechnerisch in etwa verdoppeln. 

 

Die Rolloutquote von 20 Prozent hatten zur Jahresmitte 66 der Netzbetreiber geschafft. 244 Messstellenbetreiber hatten laut den Zahlen der Bundesnetzagentur hingegen noch nicht einmal mit dem Rollout begonnen. Bezogen auf alle Messstellen lag die Rolloutquote intelligenter Zähler zum Halbjahr im bundesweiten Durchschnitt bei drei Prozent. Moderne Messeinrichtungen - also digitale Zähler - finden sich bei 50,9 Prozent der Messstellen wieder. Doch selbst wenn man diese Zahl als Vergleich heranzieht, schneidet Deutschland im EU-weiten Vergleich schlecht ab. Denn bei der Hälfte der Länder liegen die Rolloutquoten bereits über 80 Prozent.

 

Bei Zielverfehlung drohen Geldbußen

 

Die Bundesnetzagentur begleitet den Rollout nach eigenen Worten engmaschig und steht mit der Branche diesbezüglich in engem Austausch. Verfehlen Messstellenbetreiber dennoch das 20-Prozent-Ziel, kann die Bundesnetzagentur Maßnahmen nach §76 MsbG ergreifen. Auf Anfrage von energate stellte die Behörde klar: "Ein gesetzeskonformes Verhalten kann mit Zwangsgeldern durchgesetzt werden." Unternehmen, die die Quote erreichen, hätten diesbezüglich hingegen nichts zu befürchten. Die Bundesnetzagentur verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass Unternehmen auch auf Dienstleister zurückgreifen oder Kooperationen bilden können, um die Ausstattungspflichten zu erfüllen.

 

Größere Unternehmen tendenziell mit höheren Quoten

 

Nach Analyse der Bundesnetzagentur ist die Rolloutquote je nach Unternehmensgröße höchst unterschiedlich. So liege die Quote bei den Pflichteinbauten unter den 18 sehr großen Messstellenbetreibern mit mehr als 500.000 Messlokationen bei durchschnittlich 22,1 Prozent. Auch zur Jahresmitte haben aber immer noch drei der zehn größten Verteilnetzbetreiber die Rolloutquote von 20 Prozent noch nicht erreicht: Netze BW (13,5 %), Hamburger Energienetze (15,8 %) sowie Bayernwerk Netz (19,1 %). EWE Netz legte hingegen innerhalb eines Quartals deutlich zu - von 14,09 auf nunmehr 20,7 Prozent. Derzeit montiert das Unternehmen nach eigenen Angaben wöchentlich fast 2.000 neue Zähler.

 

Die großen Messstellenbetreiber (100.000 bis 500.000 Messstellen) hatten durchschnittlich 11,6 Prozent ihrer Pflichteinbauten erfüllt. Mittlere Messstellenbetreiber kommen im Schnitt noch auf 7,8 Prozent. Knapp 600 Unternehmen betreuen weniger als 30.000 Messstellen. Hier liegt die Quote bei durchschnittlich 5,2 Prozent, wobei die Bundesnetzagentur darauf verweist, dass einzelne kleine Messstellenbetreiber deutlich kleinere Quoten aufweisen können.

 

Tatsächlich finden sich unter den ersten Plätzen allesamt Unternehmen, die deutlich unter 100.000 Messstellen aufweisen dürften, die meisten sogar unter 30.000. Neben den Stadtwerken Lübz kann mittlerweile auch die Raubling Papier GmbH eine Rolloutquote von 100 Prozent aufweisen.

 

Einschätzungen aus der Branche höchst unterschiedlich

 

Torsten Maus, Geschäftsführer bei EWE Netz, wies in einem Linkedin-Post darauf hin, die veröffentlichten Zahlen bildeten nur einen Teil der Realität ab. Denn die Statistik zeige nur einen Teil der verbauten Geräte ab. Viele Einbaufälle - etwa die Ausstattung von Photovoltaikanlagen unter 100 kW - tauchten hier nicht auf. Auch diese unterlagen ursprünglich dem Pflichteinbau. Allerdings führte die entsprechende Gesetzesänderung zunächst zu einer Verbesserung der Rolloutquote um rund 1,5 Prozentpunkte, nicht zu einer Verschlechterung. 

 

Ganz anders sieht dies auch Bastian Gierull, CEO des Anbieters von innovativen Stromtarifen Octopus Energy. "Der Smart-Meter-Rollout schreitet immer noch quälend langsam voran", beklagte er. Das gesetzlich festgeschriebene Ziel von 20 Prozent bis zum Jahresende dürfte verfehlt werden. Einen flächendeckenden Rollout hält er bei dem derzeitigen Tempo gar für "undenkbar". Lediglich drei Prozent der Haushalte hätten ein intelligentes Messsystem. Abhilfe könne hier ein Smart Meter light schaffen - also Zähler, die zwar fernauslesbar sind, die aber keine Steuerung ermöglichen. Zudem mahnte er: "Die Forderung einer Abschaffung wettbewerblicher Messstellenbetreiber ist im Kontext der neuen Zahlen absurd." /sd

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