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Neue IT-Plattform der EnBW soll den Prosumermarkt erobern

Karlsruhe (energate) - Mit der Energiewende wandeln sich nicht nur Erzeugung und Netzinfrastruktur fundamental. Auch der Privatkundenvertrieb steckt mitten in einem großen Umbruch in Richtung einer deutlich digitaleren, vernetzten Prosumerwelt. Die EnBW begegnet diesem Trend mit einer Offensive zur weiteren Erschließung dieses Marktsegments. Schlüssel dazu ist ein selbst entwickeltes Heim-Energiemanagement-System (HEMS). Diese neue Softwareplattform "Mavi" soll ab dem 16. Oktober als neues Feature der "EnBW zuhause+"-App verfügbar sein, kündigte der Karlsruher Konzern an. "Mavi" ist demnach in der Lage, den gesamten Prosumerkosmos - sprich das E-Auto, die Wärmepumpe und die PV-Dachanlage mitsamt Heimspeicher - über den Smart Meter sowohl netzdienlich als auch finanziell zu optimieren. 

 

Das Go-live von "Mavi" flankiert der Karlsruher Konzern mit neuen Bündelprodukten, die parallel zum Start der App auf den Markt kommen. Das kündigten der für das Kundengeschäft verantwortliche Vorstand Dirk Güsewell und der Vertriebsleiter Volker Bloch bei der Vorstellung der IT-Plattform vor Journalisten an. Mit "Mavi" betritt EnBW einen Markt, den bislang vor allem die großen, weitgehend digital agierenden Prosumer-Hardware-Installateure wie Enpal, 1Komma5 oder auch Octopus Energy dominieren. Aktuelle Marktanalysen sehen außerdem Eon europaweit weit vorn in diesem Marktsegment, während Kommunalversorger mitunter auf White-Label-Lösungen zurückgreifen. Die EnBW sieht sich - wie viele andere große und kleine Player, die aus der klassischen Energiewelt kommen - noch am Anfang des "jungen Markts". 

 

EnBW bewusst kein Pionier auf dem HEMS-Markt

 

Im Segment HEMS nicht als First Mover unterwegs zu sein, war Güsewell zufolge eine bewusste Entscheidung des Konzerns. Dass EnBW deshalb im Wettbewerb mit den bislang etablierten Playern am Prosumermarkt im Nachteil sein könnte, sieht der Vorstand nicht. Schließlich sind besagte First Mover "genauso auf das Ausrollen der intelligenten Messsysteme angewiesen wie wir", argumentierte Güsewell gegenüber energate. Dieser Rollout nehme jetzt erst sukzessive Fahrt auf. Eines der ersten "Mavi"-Ziele ist es, zunächst vier Prozent der gegenwärtig rund 5,5 Mio. Strom- und Gaskunden im eigenen Bestand in diese ganzheitlichere, digital gemanagte Energiewelt zu überführen. Das wären rund 200.000. Dieses Ziel orientiert sich am aktuellen Rollout-Tempo der EnBW von 100.000 Einheiten jährlich sowie dem allgemeinen Fortschritt der Netzdigitalisierung in Deutschland. Ferner geht der Konzern davon aus, das  Neukundengeschäft im Prosumersegment darüber hinaus weiter auszubauen.

 

Schnell und zu "überschaubaren Kosten" entwickelt

 

Der Launch des hauseigenen HEMS gilt dem Konzern zugleich als nächster Schritt nach der Einführung eines dynamischen Stromtarifs, der Börsenstrompreise abbildet, und eines zeitvariablen Tarifs, der gezielt Verbrauch in Tiefpreisphasen legt. Die Entwicklung von "Mavi" war weder besonders zeit- noch kapitalaufwendig, wie Vertriebsleiter Volker Bloch gegenüber energate erklärte. So habe die reine Entwicklungsphase knapp sechs Monate bis April 2025 gedauert und die Weiterentwicklung auf Basis der Testphase nochmal knapp genauso lang. Der Finanzaufwand blieb auch angesichts des Marktpotenzials von "Mavi" "sehr überschaubar", beteuerte Bloch, ohne nähere Details zu nennen.

 

Komfort und signifikante Ersparnisse als Selling Points

 

Kundenseitig punkten soll "Mavi" vor allem durch die einfache und komfortable Bedienung bei gleichzeitig "signifikantem" Einsparpotenzial auf der Stromrechnung, warb Güsewell. Die App managt und optimiert das Prosumersystem weitestgehend eigenständig, erläuterte er weiter. Eine der einzigen Vorgaben, die die Software noch braucht, sei beispielsweise der gewünschte Füllstand des E-Auto-Akkus zum Start in den kommenden Tag. In der Testphase habe die Software einzelne Rechnungen um bis zu 20 Prozent drücken können und so "modellhaft gerechnet" zwischen 400 und 500 Euro Ersparnis gebracht, sagte Güsewell aus eigener Erfahrung als einer der Testkunden. Dabei verfolgt EnBW bei "Mavi" wie viele andere HEMS-Anbieter in Bezug auf die zu steuernden Komponenten einen möglichst herstelleroffenen Ansatz. Im PV-Bereich ist das möglich, weil die Software die jeweiligen Erträge "anhand von Anlagen- und Wetterdaten simuliert". Bei Wärmepumpen zählt der Konzern bislang mit Nibe und Viessmann zwei Partner, was einer Marktanteilabdeckung von 20 Prozent entspricht, wie die beiden Manager betonten.

 

App für EnBW-Kunden kostenlos

 

All denjenigen Kunden, die bereits Verträge bei EnBW haben, will der Konzern den Zugang zu "Mavi" kostenlos gewähren. Ob dies langfristig möglich ist, hängt laut Vertriebsleiter Volker Bloch von der Preispolitik der Prosumer-Hardware-Partner ab. Allerdings sei "Mavi" nicht als klassisches Log-in-Angebot konzipiert, wie es bei vielen Endkunden-Softwarelösungen der Fall sei, die nach einem Monat kostenpflichtig werden. An anderen Apps aus einzelnen Segmenten des Prosumermarkts, wie etwa der E-Mobilität, will die EnBW festhalten. Die App "EnBW mobility+" beispielsweise sei eine erfolgreich etablierte Marke, begründete Bloch. Gleichwohl sollen auch diese E-Mobility-Funktionalitäten ab 2026 bei "Mavi" integriert sein, sodass, wer will, nur eine App braucht.  /pa

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