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Krebber warnt: Energiewende braucht klare Regeln

Essen (energate) - Der Energiekonzern RWE gehört weltweit zu den großen Playern im Offshore-Bereich. In Deutschland zeigte das Unternehmen bei den letzten Auktionen jedoch kein Interesse. Dies liegt laut CEO Markus Krebber an fehlenden Planungssicherheiten im Ausschreibungsdesign. Bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen warnte Krebber zudem vor politischen Risiken, die den Ausbau der Energieinfrastruktur und damit die Energiewende in Deutschland verzögern könnten.

 

Besonders im Vergleich mit Großbritannien sieht Krebber Deutschland im Nachteil. Denn in Großbritannien herrsche im Gegensatz zu Deutschland ein besonders investitionsfreundliches Umfeld, erklärte der RWE-CEO. Krebber illustrierte dies am Beispiel der Offshore-Ausschreibungen. In Großbritannien setze man als zentrale Stellschraube auf zweiseitige Contracts for Difference (CfDs). Diese garantieren über 20 Jahre feste, inflationsangepasste Vergütungssätze und ermöglichen so verlässliche Erlöse und eine klare Kalkulationsbasis - für Projektvorhaben in Milliardenhöhe eine Notwendigkeit, so Krebber. Auch deshalb verfüge RWE in Großbritannien über eine große Projektpipeline. "Für die anstehenden Auktionen sind von uns 7,5 Gigawatt an Offshore-Projekten teilnahmeberechtigt", betonte der CEO.

 

Anders stellt sich die Lage in Deutschland dar. Während die CfD-Modelle in Großbritannien Planungssicherheit schaffen, leidet der deutsche Offshore-Markt derzeit unter gescheiterten Auktionen und einer zögerlichen Anpassung der Vergabebedingungen. Die deutsche Offshore-Branche fordert seit Langem ebenfalls die Einführung von CfDs - bislang aber ohne Erfolg. Krebber nutzte den Vergleich, um zu betonen, dass auch hierzulande stabile, risikoarme Erlösmechanismen entscheidend seien, um Investitionen auszulösen. Für RWE sei die britische Projektpipeline eine Blaupause, wie verlässliche Ausschreibungsdesigns die Kapitalallokation beschleunigen können - ein Modell, das nach Unternehmenssicht auch auf den deutschen Markt übertragbar wäre.

 

Bereit für Emissionshandel und Gaskraftwerke

 

Neben dem Offshore-Ausbau sieht RWE auch bei gesicherter Leistung Handlungsbedarf. Der Konzern drängt auf die Einführung eines zentralen, technologieoffenen Kapazitätsmarkts in Deutschland, um Investitionen in gesicherte Leistung - etwa neue Gaskraftwerke - planbar zu machen. Als positives Beispiel verweist RWE auf Belgien, da hier ein solcher Markt bereits EU-rechtskonform umgesetzt wurde. Schnelle Genehmigungsverfahren und klare Rahmenbedingungen seien aus Sicht des Unternehmens entscheidend, um Versorgungssicherheit und Energiewende in Einklang zu bringen. In Deutschland drängt RWE parallel zur Einführung eines Kapazitätsmarkts auf eine schnelle und pragmatische Ausschreibung von bis zu zehn GW neuer Gaskraftwerke bis Ende des Jahres. Nur so sei der Kohleausstieg bis 2030 ohne Versorgungslücken zu schaffen. "Wir sind vorbereitet, mindestens drei GW Kapazität zu bauen", so Krebber - aber nur, wenn die Wirtschaftlichkeit stimme. Das Unternehmen sei vorbereitet, mit dem Bau zu starten, sobald die noch immer fehlenden Ausschreibungen abgeschlossen sind. 

 

Neben konkreten Forderungen für Kraftwerks- und Offshore-Ausbau betonte Krebber die Bedeutung marktwirtschaftlicher Steuerungsinstrumente. Im europäischen Emissionshandelssystem (ETS) sieht der Konzern weiterhin das zentrale Steuerungsinstrument für die Dekarbonisierung und begrüßt Pläne, die britischen und europäischen Systeme künftig zu verknüpfen. Die Kombination aus Kosteneffizienz und marktbasierten Anreizen mache das ETS nach Krebbers Einschätzung unverzichtbar, um Emissionen dort zuerst zu vermeiden, wo dies am günstigsten sei.

 

Zölle wirken hemmend 

 

Zusätzlich zu den politischen Rahmenbedingungen in Europa belasten externe Faktoren wie US-Zölle das Geschäft. Die Importzölle für einzelne Komponenten erschwerten das Kalkül neuer Projekte und verlangsamten den Erneuerbarenausbau, so Krebber. Zwar habe RWE nach eigenen Angaben das Zollrisiko für laufende Bauprojekte weitgehend entschärft, für künftige Investitionen müsse man aber entweder vollständig lokal einkaufen oder die Kosten auf Zulieferer und Abnehmer abwälzen. "Diese derzeitige Unsicherheit führt zu einer Verlangsamung des Investitionstempos", sagte der RWE-Chef. Wann sich diese Unsicherheit auflöse, bleibe abzuwarten.

 

Ergebnis leicht rückläufig

 

Krebber und Finanzvorstand Michael Müller blickten daher besorgt in die Zukunft: Verzögerungen bei deutschen Gaskraftwerksausschreibungen und Unsicherheiten durch US-Zölle könnten den Investitionstakt bremsen. Sorgen, die auch mit den Geschäftszahlen zusammenhängen könnten. Das Ergebnis ist gegenüber dem Vorjahr gesunken und die Segmente zeigten unterschiedliche Entwicklungen: Während das Offshore-Windgeschäft unter ungünstigen Windverhältnissen und niedrigeren Terminmarktpreisen litt, legte der Bereich Onshore Wind/Solar spürbar zu. Das Geschäft mit flexibler Erzeugung normalisierte sich nach einem "außergewöhnlich starken Vorjahr" und im Energiehandel sorgte eine schwache Eigenhandelsperformance für einen deutlichen Ergebnisrückgang. Mit einem bereinigten Ebitda von 2,1 Mrd. Euro liegt das Unternehmen daher etwas unterhalb des Vorjahreszeitraums von 2,8 Mrd. Euro. Mit einem bereinigten Nettoergebnis von 775 Mio. Euro bestätigte der Konzern immerhin seine Jahresprognose der Gewinn- und Dividendenziele für 2025.

 

Trotz der aktuellen Herausforderungen vermeldete RWE auch Erfolge beim Ausbau. Seit Mitte 2024 wurden 2,1 GW neue Kapazitäten ans Netz gebracht, davon 700 MW im laufenden Jahr. Das Portfolio aus erneuerbaren Energien, Batteriespeichern und flexibler Erzeugung umfasst nun 38,4 GW. Projekte mit weiteren 11,2 GW sind im Bau, mehr als drei GW davon sollen noch 2025 ans Netz gehen. Vor allem im Offshore-Bereich liegt der Konzern nach eigenen Angaben im Plan - von der britischen Sofia-Anlage, die noch dieses Jahr Strom liefern soll, bis zu den dänischen und deutschen Nordseeprojekten. /hp

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