Geothermie muss bankable werden
München (energate) - Schon in wenigen Wochen könnten Geothermieprojekte von einer Fündigkeitsversicherung profitieren. Der Rückversicherer Munich Re erklärte auf energate-Nachfrage, die KFW befinde sich in den letzten Abstimmungen hierzu. Die staatliche Förderbank bestätigte dies und stellte einen Start in den kommenden Wochen in Aussicht. Das Risiko, nichts oder zu wenig förderfähige Erdwärme zu finden, sei für viele Geothermieprojekte mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit von etwa 27 Prozent ein Problem, erklärte Matthias Tönnis, Experte für Risikoabschätzung bei Munich Re.
Versicherer üben sich noch in Zurückhaltung
Die Versicherung ist Teil des Geothermiebeschleunigungsgesetzes, welches sich aktuell noch im parlamentarischen Verfahren befindet. Das Bundeswirtschaftsministerium will damit eine Möglichkeit schaffen, Geothermieprojekte finanzierbarer zu machen. Der Staat plant laut Haushaltsentwurf in den kommenden vier Jahren knapp 50 Mio. Euro zuzuschießen. Nötig ist das laut Tönnis, weil es sich um ein Pilotprojekt handelt und es dementsprechend noch keinen breiten Stamm an Versicherten gibt. Es gehe nun darum, ein finanzielles Polster für die Startphase aufzubauen und die Liquidität zu erhöhen.
"Die Kooperation mit der KFW soll im besten Fall dazu führen, dass Fündigkeitsversicherungen irgendwann zum Standard werden", erklärte Tönnis den Hintergrund der Versicherung. Vorerst gehe es allerdings darum, "Geothermieprojekte bankable zu machen". Vor allem für kommunale Projektträger sei es oft schwierig, die nötigen Sicherheiten für einen Bankkredit, der immerhin im zweistelligen Millionenbereich liegen kann, vorzuweisen. Im Binnenverhältnis der beiden Partner trägt Munich Re mindestens 30 und maximal 70 Prozent des Risikos, den Rest übernimmt die KFW.
Fündigkeitsversicherung gibt es bereits
Das gemeinsame Versicherungsprodukt ist nicht das erste im Bereich der Geothermie. Munich Re hat bereits eine Fündigkeitsversicherung im Portfolio, das Projekt Laufzorn II der Erdwärme Grünwald nahe München ist beispielsweise hierüber abgesichert. Der Unterschied zum KFW-Programm ist, dass hier der Kredit für die Bohrkosten abgedeckt ist. Im Direktgeschäft hingegen würden die Bohrkosten abgesichert, erläuterte Tönnis. Beide Produkte würden künftig wahrscheinlich nebeneinander existieren, denn es gibt Projektentwickler, die nicht den Weg über die Bank gehen, ergänzt der Versicherungsexperte.
Das Interesse an der geplanten Fündigkeitsversicherung ist jedenfalls jetzt schon groß, so Tönnis. Versichert ist künftig sowohl die Nicht- als auch die Teilfündigkeit. Sollten Temperatur oder Menge des Thermalwassers schlichtweg nicht ausreichen, um ein Bohrloch wirtschaftlich zu betreiben und muss dieses deshalb wieder verschlossen werden, zahlt Munich Re die volle Versicherungssumme aus. Komplizierter werde es bei einer Teilfündigkeit, sodass das Reservoir möglicherweise in Ergänzung mit einer Wärmepumpe betrieben werden kann. "Hier zahlen wir dann einen Teil der versicherten Summe, die den alternativen Betrieb sichert", verdeutlichte Tönnis. /lm
Das gesamte Interview mit Matthias Tönnis, Experte für Risikoabschätzung bei Munich Re, lesen Sie im Add-on Gas & Wärme.