Gasspeicher-Misere: Uniper befürchtet weitere Stilllegungen
Essen (energate) - Im Markt für Gasspeicher könnte es nach Einschätzungen des Energiekonzerns Uniper zu weiteren Stilllegungen kommen. Das Unternehmen hatte zuletzt die Stilllegung des bayerischen Speichers Breitbrunn beantragt. "Das gleiche Schicksal könne auch anderen Speichern drohen", sagte Holger Kreetz, COO des Unternehmens, bei seinem Besuch der energate-Redaktion. "Wir sehen ja im Markt, wie hoch die Füllstände bei den Anlagen von Wettbewerbern sind", gab er zu bedenken. Aus den Zahlen lasse sich ablesen, "wie stark das Geschäft der Gasspeicher unter Druck geraten ist". Zuletzt hatte die Initiative Energien Speichern (Ines) Zahlen präsentiert, wonach die deutschen Gasspeicher aktuell zu 75 Prozent gefüllt sind. Das sei zum Start der Heizperiode ein "unerwartet niedriger Speicherfüllstand".
"Dann diskutieren wir Stilllegungen"
Die Entwicklung schürt nicht nur Sorgen um Gasversorgungssicherheit, sondern verschlechtert auch zusehends die wirtschaftliche Situation der Speicher. Dies spürt auch der Speicherbetreiber Uniper. "Im Fall von Breitbrunn ist durch die geringe Nachfrage der wirtschaftliche Betrieb nicht mehr darzustellen", erläuterte Kreetz. "Dann diskutieren wir Stilllegungen." Tatsächlich gibt es inzwischen weitere Stilllegungsabsichten: Der Betreiber Bayernugs machte Anfang November öffentlich, seinen bayerischen Gasspeicher Wolfersberg südlich von München stillzulegen. Ein Trend, den Uniper-Vorstand Kreetz "durchaus problematisch" findet. Die Speicher seien notwendig, um in einem sehr kalten Winter oder bei einem Pipelineausfall die Gasversorgung aufrechtzuerhalten.
Uniper hatte kürzlich erst in einer Studie errechnen lassen, welche Risiken die geringen Füllstände bergen. Ergebnis: "Wenn ein Stressszenario auf ein System trifft, in dem die Speicher unzureichend gefüllt wären, dann entstehen volkswirtschaftliche Mehrkosten von bis zu 25 Mrd. Euro", fasste Kreetz zusammen. Sich in einer solchen Situation allein auf die LNG-Terminals zu verlassen, "kann also teuer werden".
Rufe nach staatlichen Eingriffen
Entsprechend werden die Rufe nach staatlichen Eingriffen in den Gasspeichermarkt lauter. So verband zuletzt der Verband der Gasspeicherbetreiber Ines die Vorstellung seiner Gasszenarien mit Forderungen nach regulatorischen Instrumenten zur Gasspeicherbefüllung. Ähnlich hatte sich auch schon Daniel Mercer, Geschäftsführer des Speicherbetreibers Storengy Deutschland, im Interview mit energate geäußert. Dem schloss sich nun auch Kreetz an: "Wir müssen zu einem Modell kommen, das den Marktteilnehmern Sicherheit gibt und auch im Krisenfall robust und bezahlbar bleibt." Er selbst warb für ein Modell nach französischem Vorbild. Dort sind Gashändler verpflichtet, gebuchte Speicherkapazitäten auch tatsächlich zu füllen.
Beim Redaktionsbesuch äußerte sich Uniper-Vorstand Kreetz auch zum schleppenden Hochlauf im Wasserstoffmarkt und die Folgen für die Uniper-Pläne. "Der Markt entwickelt sich nicht mit der Geschwindigkeit, die wir vor fünf Jahren antizipiert haben", räumte er ein. Er setzt seine Hoffnungen darauf, "dass man die ganzen unnötigen regulatorischen Anforderungen an die Wasserstoffwirtschaft wie etwa die Zusätzlichkeit wieder zurückfährt". Für die Marktentwicklung sei es nicht förderlich, "direkt mit den strengsten Definitionskriterien für grünen Wasserstoff zu starten", sagte er mit Blick auf die EU-Vorgaben.
Wasserstoff-Investitionen in der Warteschleife
Die schwierige Marktsituation bezeichnete er als bedauerlich, "denn wir haben eine ganze Reihe von Projekten, für die wir bald eine Investitionsentscheidung treffen könnten und die Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe auslösen könnten". Als Beispiele nannte Kreetz die geplanten Elektrolyseure an den Standorten Wilhelmshaven und Maasvlakte (Niederlande). /rb
Das gesamte Interview mit Uniper-COO Holger Kreetz lesen Sie im Add-on Gas & Wärme. Darin äußert er sich auch zu den Plänen Unipers zum Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke.