Flusswärmepumpen im Start- und Stoppmodus
Berlin (energate) - Nach zwei Betriebsjahren zieht die Eon-Tochter BTB ein positives Fazit zu ihren beiden baugleichen iKWK-Systemen in Berlin. Die je 3 MW starken Großwärmepumpen nutzen das Flusswasser der Spree, um den grünen Anteil des 170 Kilometer langen Fernwärmenetzes zu erhöhen. "Die Komponenten ergänzen sich gut, bei knappem Stromangebot liefern die KWK-Anlagen, bei Überschüssen entlasten die Wärmepumpen das Netz", erläuterte Sebastian Triebs von BTB auf dem diesjährigen BKWK-Kongress.
Tagtäglich blickt Berlins zweitgrößter Fernwärmeversorger auf die Strompreise, um die Fahrweise der vier Gasmotoren am Standort Adlershof mit den Großwärmepumpen am Heizkraftwerk Schöneweide aufeinander abzustimmen. Um die volle KWK-Förderung zu erhalten, müssen die Wärmepumpen auf ungefähr 3.400 oder 3.500 Betriebsstunden pro Jahr kommen, denn eine jahresscharfe Mindestquote grüner Wärme ist Pflicht in der KWK-Verordnung. In der Folge gilt es, die jeweils guten Stunden für den Betrieb herauszusuchen. Ein Wärmespeicher macht den Betrieb flexibel. Viele Starts und Stopps seien erforderlich, die mit dem Wärmebedarf korrelieren müssen, erläuterte Triebs - im Durchschnitt schätzungsweise zwei pro Tag. In den vergangenen beiden Jahren waren viele kleine Intervalle mit weniger als zehn Stunden lukrativ. Intervalle, wo Anlagen länger als einen Tag durchlaufen konnten, gab es weit weniger. Solaranlagen im Sommer und Windfronten im Herbst drücken die Preise, womit der Betrieb der beiden Fluss-Wärmepumpen attraktiv wird. Bei negativen Strompreisen entfällt wiederum die KWK-Förderung. "Das muss alles mitgedacht werden", so der BTB-Vertreter.
Mehr Wartungsaufwand durch häufige Starts und Stopps
Der abwechselnde Betrieb der Wärmeerzeuger an zwei Standorten verlangt mehr Aufmerksamkeit für die Netzhydraulik des Wärmenetzes. Auch die Wartung und damit die Wartungsverträge seien auf die häufigen Starts und Stopps abzustimmen. Extrastarts für die Lieferung von Regelenergie nehme BTB nicht vor, erläuterte Triebs auf Nachfrage. Einsetzbar sind die Anlagen in der Sekundär- und Minutenreserve, während Batterien eher die kürzere Primärreserve bedienen. Jetzt bleibe abzuwarten, wie sich die von der Bundesnetzagentur geplante Umstellung der Regelenergie weg von 4 Stunden hin zu 15 Minuten auswirken wird.
Winterpause für die Wärmepumpen
Neben den Strompreisen hat auch die Spree Einfluss auf die Betriebszeiten. Die Wärmepumpen, die 2019 in einer Ausschreibung ausgesucht wurden, können nur bei Flusstemperaturen über acht Grad laufen. Inzwischen gebe es auch Systeme, die mit drei Grad oder weniger arbeiten können, erläuterte der BTB-Manager auf Nachfrage. Daher beschränke sich der Betrieb auf die Sommermonate, ab November - aktuell hat die Spree noch 8,5 Grad - müssen die Wärmepumpen pausieren. Im Sommer wiederum führen die hohen Flusstemperaturen manchmal zu Algenproblemen und für die Reinigungen werden Betriebspausen nötig. Dies halte sich aber in Grenzen, ordnete er ein. /mt