DVGW fordert zügigen Aufbau von Wasserstoffspeichern
Berlin (energate) - Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft erfordert nicht nur den Ausbau von Netzinfrastrukturen, sondern auch die Entwicklung leistungsfähiger Speicherlösungen. Darauf weist der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW) hin und untermauert seine Forderung mit einer aktuellen Kurzstudie, die gemeinsam mit dem Engler-Bunte-Institut am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erstellt wurde. Die Studie gibt einen Überblick über die Rolle von Untergrundspeichern im deutschen Energiesystem und leitet daraus zentrale Aufgaben und Herausforderungen für den Aufbau einer zukunftsfähigen Wasserstoff-Speicherkapazität ab. "Untergrundspeicher sichern die Versorgung jederzeit im Jahresverlauf ab", erklärte DVGW-Vorstandsvorsitzender Gerald Linke. Sie seien eine entscheidende Flexibilitätsoption, um Überschüsse aus erneuerbaren Energien in speicherbaren Wasserstoff umzuwandeln.
Angesichts des erwarteten Anstiegs des Wasserstoffbedarfs - insbesondere in der Industrie - müsse auch die verfügbare Speichermenge entsprechend mitwachsen. Der DVGW fordert daher eine zügige Umstellung bestehender Erdgas-Untergrundspeicher auf Wasserstoff, denn die Entwicklung neuer Speicher braucht Zeit: Laut Studie benötigt der Neubau eines Kavernenspeichers rund elf Jahre, die Umrüstung bestehender Gaskavernen etwa sechs Jahre. Für Porenspeicher liegen die Zeiträume bei zehn Jahren für einen Neubau und acht Jahren für eine Umstellung - vorausgesetzt, sie sind für Wasserstoff geeignet.
Erst ein Projekt in der Umsetzung
"Nur wenn heute Kapazitäten aufgebaut werden, ist die Energieversorgung von morgen gesichert", betonte Linke. Die Studie prognostiziert einen Speicherbedarf von 8 TWh bis 2030, der bis 2045 auf 32 bis 94 TWh steigen könnte. Selbst bei einer vollständigen Umstellung aller bestehenden Kavernen- und Porenspeicher ergäbe sich ein Potenzial von rund 50 TWh - zusätzliche Kapazitäten wären also notwendig. Der DVGW rechnet bis 2045 mit einem Neubaubedarf von über 40 TWh.
Auch das Beratungsunternehmen Team Consult hat sich im aktuellen H2-Marktradar mit dem Thema Wasserstoffspeicherung beschäftigt. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur existieren weltweit derzeit 73 Projekte zur Nutzung von Wasserstoffspeichern - 86 Prozent davon in Europa, mit Schwerpunkt auf Deutschland, Österreich, Polen, Großbritannien und Frankreich. Team Consult erwartet, dass bis 2030 auf Basis der angekündigten Projekte in Europa Speicherkapazitäten von rund 10 TWh entstehen könnten. Derzeit befinde sich jedoch lediglich das Projekt von RWE Gas Storage West zur Errichtung eines Kavernenspeichers in Gronau-Epe bis 2028 in der konkreten Umsetzung. Für die Umwidmung einer Kaverne in Huntorf hat EWE Gasspeicher die Investitionsentscheidung getroffen.
Weckruf für eine Speicherallianz
Um solche Projekte zu beschleunigen und Planungssicherheit zu schaffen, empfiehlt der DVGW, bestehende Genehmigungen bei der Umstellung fortgelten zu lassen. Zudem seien gezielte Finanzierungsinstrumente erforderlich. Die Studie versteht der DVGW als "Weckruf" für eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Allianz zugunsten von Wasserstoff und Speichertechnologien. /tc