Zum InhaltZum Cookiehinweis

RSS Feed

CO2-neutrale Brauerei dank Wärmebatterie

Lissabon (energate) - Heineken will sein Bier bis 2040 vollständig CO2-neutral brauen. Auf dem Weg zu diesem Ziel rüstet der niederländische Brauereikonzern einen Produktionsstandort in Portugal mit einem Wärmespeicher aus. Die 100-MWh-Anlage ist Heineken zufolge die bislang größte Wärmebatterie ihrer Art in der Getränkeindustrie. Sie soll PV-Strom aus einer 20-MW-Solaranlage auf dem Brauereigelände sowie aus dem Netz in mehr als 1.100 Grad Celsius heißen Steinen speichern, um daraus bei mehr als 100 bar Druck 7 MW grünen Dampf für den Brauprozess zu erzeugen. 

 

Die Brauerei in Vialonga bei Lissabon kann mit der Wärmebatterie den bislang konventionell über erdgasbefeuerte Heizkessel und KWK-Anlagen erzeugten Prozessdampf substituieren. In Vialonga braut eine portugiesische Tochter von Heineken die heimische Marke "Sagres". Für den Konzern ist die Umstellung der Prozessdampfversorgung bereits der zweite Schritt, den Warmwasserbedarf am Standort zu dekarbonisieren. Letzterer ist bereits von Erdgas auf Wärmepumpen umgestellt.

 

Elektrifizierung als Erdgasersatz

 

Heineken nennt die hauseigene Dekarbonisierungsstrategie "Brewing for a better world". Die Elektrifizierung der Warmwassererzeugung über Wärmepumpen gilt darin als einer der Schlüssel zur Dekarbonisierung der Produktion. So stellt die in Edinburgh ansässige Großbritannien-Sparte derzeit in großem Stil von Erdgas auf Wärmepumpen und ein Niedertemperatur-Warmwassernetzwerk um. Dies soll den Gasverbrauch von Heineken UK um 45 Prozent senken.

 

Lieferant der Wärmebatterie in Containerbauweise in Portugal ist Rondo Energy. Das Cleantech-Start-up aus Kalifornien existiert seit 2020 und ist bereits an der Börse notiert. Den US-Amerikanern zufolge ist die Wärmebatterie in Portugal dazu in der Lage, die Bierproduktion rund um die Uhr mit Dampf oder Elektrizität zu versorgen. Dazu werde sie sechs bis acht Stunden täglich mit PV- und Windstrom geladen. Den Wirkungsgrad als Stromspeicher beziffert der Hersteller auf 98 Prozent.

 

Heat-as-a-Service

 

Bauen und betreiben soll die Batterie der heimische Energiekonzern EDP. Das Unternehmen hatte zuvor schon PV-Anlagen auf dem Brauereigelände realisiert. Im Produktionsablauf der Heineken-Gruppe soll sich mit der Umstellung nichts ändern. Durch den regenerativ erzeugten Dampf allerdings werde die Brauerei in Portugal ihren CO2-Fußabdruck um 6.600 Tonnen jährlich mindern, hieß es. Dabei bezieht Heineken den Dampf über einen langfristigen Wärmeliefervertrag, ein flexibles Power Purchase Agreement, das EDP zufolge auf der gesamten Iberischen Halbinsel bislang einzigartig ist. Ausgemacht sei der Bezug von 25 GWh pro Jahr in Form einer Heat-as-a-Service-Vereinbarung. 

 

Erste Industriekunden aus Deutschland und Dänemark

 

Für den Hersteller ist der Auftrag der Brauerei von großer strategischer Bedeutung. Ziel der Amerikaner ist es, sich als Techniklieferant zur Dekarbonisierung der Schwerindustrie zu etablieren. In Deutschland zählt der Chemiekonzern Covestro zu den Kunden der Amerikaner. Ab 2027 soll eine Rondo Heat Battery der 100-MWh-Klasse am Standort Brunsbüttel zehn Prozent des Gesamtbedarfs an Hochtemperatur-Dampf decken. Außerdem setzt der dänische Industrieparkbetreiber Greenlab auf einen Wärmespeicher von Rondo Energy. "Die Industrie ist für etwa 25 Prozent der energiebezogenen Kohlenstoffemissionen weltweit verantwortlich, und 74 Prozent des industriellen Energieverbrauchs entfallen auf Wärme", umriss der scheidende CEO des Unternehmens, Christopher Sorensen, das Potenzial von Power-to-Heat-Lösungen. Der Industriepark dekarbonisiert die Wärme- und Stromversorgung einer KWK-Anlage auf dem Gelände, die mehrere Industriebetriebe versorgt.

 

Das Start-up Rondo Energy wurde im Zuge seiner Europaaktivitäten von der Europäischen Investmentbank (EIB) und einer Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates mit einem Förderkredit in Höhe von 75 Mio. Euro bedacht. Jenseits von Europa zählen die Amerikaner mit dem Baustoffhersteller Siam Cement auch ein Unternehmen aus der Zementindustrie zu ihren Kunden. /pa

Zurück