Bidirektionales Laden: Potenzial, aber auch Reformbedarf
Berlin (energate) - Das bidirektionale Laden von Elektrofahrzeugen kann die Kosten der Energiewende senken und den Anschaffungspreis der Fahrzeuge querfinanzieren. Zudem bietet die Rückeinspeisung in das Stromnetz ein Gewinnpotenzial von bis zu 500 Euro im Jahr. Die möglichen Gewinne sind höher, wenn das E-Auto bei Nutzung einer PV-Anlage zur Eigenversorgung eines Haushalts oder gewerblichen Gebäudes angewendet wird. Dann seien sogar Gewinne in Höhe von bis zu 1.800 Euro jährlich möglich. Doch um das Potenzial voll auszuschöpfen, braucht es eine Reform der politischen Rahmenbedingungen für bidirektionales Laden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Reiner-Lemoine-Instituts im Auftrag der Denkfabrik Agora Verkehrswende.
"Indem Elektroautos Strom aus ihrer Batterie ins Netz einspeisen, können sie schwankende Verfügbarkeiten von Wind- und Solarenergie ausgleichen und die Netzstabilität erhöhen", erklärte Christian Hochfeld, Direktor Agora Verkehrswende. Doch nicht nur volkswirtschaftlich ergebe das bidirektionale Laden Sinn. "Im besten Falle können damit die Stromkosten für die jährliche Fahrleistung eines E-Autos vollständig kompensiert werden", zeigte sich der Agora-Direktor optimistisch.
Politik muss Weg für bidirektionales Laden freimachen
Um diesen Nutzen zu maximieren, empfiehlt der Thinktank der Bundesregierung, die Einspeisung ins Stromnetz - also Vehicle-to-Grid - finanziell attraktiver zu machen. "Um Überlastungen durch dezentrale Systeme im Verteilnetz zu vermeiden, sind marktwirtschaftliche Anreize in Kombination mit Koordinationsmechanismen erforderlich", schlussfolgert das Studienteam. Dabei wirbt Agora Verkehrswende für die Anwendung flexibler Netzanschlussvereinbarungen (Flexible Connection Agreements, FCA). Netzbetreiber können dadurch sicherstellen, dass das Laden und Entladen des Fahrzeugs netzverträglich erfolgt. "Im Gegenzug könnten den Anschlussnehmern beispielsweise angepasste Netzentgelte angeboten werden", heißt es in der Studie.
Die größte technische Hürde bleibt jedoch der stockende Smart-Meter-Rollout. In diesem Zusammenhang sprechen sich die Ersteller der Studie dafür aus, die zuständigen Messstellenbetreiber bei Pflichtverletzungen im Rollout mit "klaren Konsequenzen" zu belegen. Die Bundesnetzagentur hatte im Zuge der Quartalsvorstellung der Rollout-Zahlen gegenüber energate darauf hingewiesen, dass bei Zielverfehlung auch Geldbußen drohen. Weitere Empfehlungen des Thinktanks betreffen etwa die Schaffung einheitlicher Standards und herstellerübergreifender Lösungen, die Etablierung von genügend Vertrauen in die zusätzliche Batterienutzung sowie die Gleichstellung von stationären und mobilen Speichern. Außerdem spiele die gesellschaftliche Akzeptanz des bidirektionalen Ladens bei der breiten Umsetzung eine entscheidende Rolle. /rh
Die komplette Studie können Sie hier herunterladen.