Aufwärtstrend bei Gasnetzentgelten bestätigt
Hückelhoven (energate) - Die Gasnetzentgelte dürften im kommenden Jahr zwischen zehn und zwölf Prozent ansteigen. Nach der ersten Prognose hat der Datenbankbetreiber Enet inzwischen fast alle vorläufigen Tarife der Gasverteilnetzbetreiber erfasst. Demnach müssen mittelgroße Gewerbekunden (200.000 kWh) ab Januar 2026 durchschnittlich 4.380 Euro für den Gastransport zahlen. Das ist eine Steigerung um knapp 12 Prozent gegenüber diesem Jahr (3.912 Euro). Bei größeren Gewerbekunden (5 Mio. kWh) werden 66.546 Euro fällig - ein Plus von ebenfalls 12 Prozent.
"Die für das nächste Jahr angekündigten Steigerungen der Erdgasnetzentgelte sind erst der Anfang", sagte Christian Otto, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Energie-Abnehmer VEA, zu energate. Dieser Trend werde sich in Zukunft aufgrund des Gasnetzrückbaus weiter verstärken.
Bilanzielle Abschreibung wohl einer der Gründe
Auch bei den Haushaltskunden bestätigt sich die erste Prognose von Enet. Singlehaushalte mit 7.000 kWh zahlen 2026 voraussichtlich 240 Euro statt bisher 218 Euro (+10 %), Haushalte mit mehreren Personen (20.000 kWh) 545 Euro (+11 %). Ein Grund könnte die Festlegung KANU 2.0 sein, mit welcher die Bundesnetzagentur den Netzbetreibern mehr Entscheidungsfreiheit zubilligte. Unternehmen, die ein deutlich früheres Ende ihrer Gasversorgung vor 2045 erwarten, dürfen ihr Gasnetz schneller abschreiben. 2025 hatte bereits ein Drittel der Unternehmen die degressive Abschreibung genutzt.
Für dieses Jahr hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) noch keine konkreten Zahlen vorliegen. "In der kommenden Woche können wir voraussichtlich erste Angaben machen", blickte eine Sprecherin der BNetzA voraus. Behördenpräsident Klaus Müller hatte schon kürzlich angekündigt, dass die Behörde "ein intensives Auge" darauf haben werde, dass die Unternehmen "keine Exzesse" mit dem Instrument betreiben. Der Mittelstand hat hier allerdings wenig Hoffnung. "Wir haben starke Zweifel, ob die BNetzA die Mittel hat oder es schafft, hier effektiv gegenzusteuern", so der VEA-Geschäftsführer.
Neben dem bilanziellen Effekt beim Gasnetz dürfte es aber noch weitere Gründe für den Entgeltanstieg geben. So führte Müller Kostensteigerungen bei den Netzbetreibern und einen Rückgang beim Gasverbrauch an. Je weniger Gas im Netz transportiert wird, desto höher wird der Preis für die einzelne transportierte Kilowattstunde. Denn die Kosten der Netzbetreiber - etwa für Personal und Netzinstandhaltung - sinken nicht bei weniger Absatz.
Zum Stichtag 15. Oktober müssen alle 683 Gasnetzbetreiber ihre vorläufigen neuen Tarife melden. 600 davon hat Enet bereits erfasst. Da die Flächennetzbetreiber und die großen Unternehmen schon dazugehören, liegt die Gebietsabdeckung bereits bei 97 Prozent. Kleinere Verteil- oder Arealnetze werden nach Anzahl der angeschlossenen Marktlokationen priorisiert. /mt