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2026 wird Schicksalsjahr für PPAs

Berlin (energate) - Der PPA-Markt ist 2025 weiter unter Druck geraten. Zwar stieg die Zahl der Verträge leicht, das Volumen der Abschlüsse brach jedoch mit einem Minus von 44 Prozent regelrecht ein. Das spürte auch Kai Gent, Gründer und Initiator der Mittelstandsinitiative EE-Industrie, in der sich über 20 Mittelständler organisieren - darunter Bofrost oder Tesa, um PPAs abzuschließen und sich so mit Grünstrom zu versorgen. "Nach meiner Kenntnis haben unsere Mitglieder keine langfristigen PPAs abgeschlossen", sagte er im energate-Interview und erklärte, warum 2026 politisch ein entscheidendes Jahr für den Markt werden wird. Unter den vielen ungeklärten Rahmenbedingungen seien aktuell nur Einjahresverträge darstellbar. Nun kommt es auf Konkretisierungen beim Industriestrompreis an, genauso wie auf die Ausgestaltung der EEG-Novelle.

 

Für den Industriestrompreis schlägt Gent vor, dass PPAs als ökologische Gegenleistung anerkannt werden. Das Bundeswirtschaftsministerium beschränkt dies in ihrem Eckpunktepapier bisher auf "PPAs aus Neuanlagen". Hierbei dürfe der Begriff der Neuanlage nicht zu eng gefasst werden, ansonsten laufe diese Gegenleistungsalternative ins Leere, betonte Gent. Als Neuanlage sollten dementsprechend alle Anlagen eingestuft werden, die altersmäßig den potenziellen EEG-Förderzeitraum nicht überschritten haben.

 

CfDs müssen geringere Renditechancen als PPAs haben

 

Auch bei der Reform der Industrienetzentgelte sollten PPAs stärker berücksichtigt werden. Tragen PPAs stärker zur Finanzierung der Erneuerbaren bei, sollten diese auch systemdienliche Beiträge leisten. Verpflichten sich Erzeuger und Kunden hierzu in PPAs, sollten sie zum Anreiz und als Gegenleistung einen angemessenen Rabatt auf die Netzentgelte erhalten. Die EE-Industrie hat "systemdienlichen PPAs" bereits als Erfüllungsalternative bei Industrienetzentgelten vorgeschlagen. Sie sollten darüber hinaus zur Unterstützung der besonders netzdienlichen regionalen, hybriden EE-Versorgungskonzepte eingesetzt werden.

 

Eine der größten Gesetzesänderungen 2026 - die EEG-Novelle - könnte ebenfalls entscheidend für die Stromlieferverträge werden. Spätestens dann muss Deutschland gemäß der Beihilfeleitlinien der EU einen sogenannten Claw-Back-Mechanismus bei der Erneuerbarenförderung einführen. Möglich wird das über Contracts for Difference (CfDs). Aus Gents Sicht muss hierfür sichergestellt sein, dass die risikobegrenzten CfDs mit dem Staat deutlich geringere Renditechancen als privatwirtschaftliche PPAs mit Unternehmen erhalten. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass garantierte CfD-Preise unmittelbar die PPA-Marktpreise und die Errichtungskosten für EE-Anlagen beeinflussen. Die CfD-Preise müssen folglich mit großer Sorgfalt gebildet werden und sie dürfen nur eine Grundsicherung zur Finanzierung von EE-Anlagen bieten. "Anderenfalls wird es für die Industrie keinen Grünstrom zu wettbewerbsfähigen Preisen geben und der PPA-Markt wird zur belanglosen Nebensache", warnt Gent. /lm

 

Das vollständige Wortlautinterview finden Sie in unserem Addon Strom.

 

Kai Gent nimmt am 21. Januar am energate talk „Wettbewerbsfaktor Energie: Was bringt der Industriestrompreis wirklich?“ teil. In der digitalen Podiumsdiskussion diskutieren Experten über die Wirksamkeit des von der Bundesregierung geplanten Industriestrompreises. Weitere Informationen zum energate talk finden Sie hier.

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