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Baerbock fordert Explosion bei Erneuerbaren-Investitionen

Berlin (energate) - Auf dem zehnten Berlin Energy Transition Dialogue (BETD) forderte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) eine Reform der Weltbank. Derzeit würden Investitionen in erneuerbare Energien vor allem in Industrieländer fließen. Die Energiewende müsse aber gerechter werden. Die Ministerin verwies etwa auf die Situation in Afrika. Allein dort hätten schätzungsweise 600 Millionen Menschen keinen Zugang zu Strom und Elektrizität. Es brauche eine "Explosion der globalen Investitionen in saubere Energien", so Baerbock.Auch verwies sie darauf, dass in den Entwicklungsländern der durchschnittliche Zinssatz mit 16 Prozent meist viermal so hoch sei wie in Industrieländern.

 

Der BETD findet bis einschließlich 20. März im Auswärtigen Amt statt. Das Format dient Gästen aus aller Welt zum Austausch über den Stand der weltweiten Energiewende und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Neben der Umsetzung der Ziele der 28. Weltklimakonferenz (Cop 28), wonach die Staatengemeinschaft unter anderem den Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030 verdreifachen will, ging es auch darum, wie dieser Ausbau finanziert werden soll.

 

Habeck: Situation "bitterernst"

 

Als "historisch-politische Aufgabe unserer Zeit" bezeichnete Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die bevorstehende Transformation. In Anbetracht des drohenden Klimakollaps sei die Situation "bitterernst". "Wir sind vielleicht kurz davor, dass die globale Erderwärmung, in diesem Fall die Erwärmung der Ozeane, tatsächlich außer Kontrolle gerät", sagte Habeck und verwies auf die zuletzt festgestellten Höchsttemperaturen in den Meeren. Die Cop 28 bezeichnete Habeck zwar als Erfolg, aber "die Zeit arbeitet gegen uns".

 

Die Energiewende werde jedoch immer wieder gestört. Etwa durch die Energiekrise infolge des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine. Die Krise sei nun abgearbeitet und das Land auf Klimakurs, sagte Habeck. Jetzt gehe es darum, die Importe fossiler Energien von derzeit 90 auf 30 Prozent zu reduzieren.

 

Die Welt als Markt denken

 

Habeck mahnte zudem vor der weltweiten nationalen Zersplitterung und vor protektionistischen Maßnahmen. Stattdessen sollte die Welt als Markt gedacht werden, forderte der Minister. Er warnte mit Blick auf die weltweite Energiewende außerdem davor, die Industrienationen dürften nicht zu selbstgerecht werden. Erneuerbare Energien seien in vielen weniger entwickelten Ländern ein Beitrag zur sozialen Stabilität.

 

Der Chef der internationalen Energieagentur IEA, Fatih Birol, lobte in einer Podiumsrunde, dass Deutschland seine CO2-Emissionen im letzten Jahr um zehn Prozent gesenkt hat. Das sei die größte Reduzierung aller Industrieländer. Neben der Energiewende liege das aber auch am Rückgang der Industrieproduktion.

 

Birol: Ausrichtung auf billiges Gas strategischer Fehler

 

Dieser wiederum ist laut Birol Ergebnis eines strategischen Fehlers, der vor Jahrzehnten gemacht wurde: die deutsche Industrie auf billiges Gas aus nur einem Land auszurichten. Damit spielte er auf Russland an, ohne das Land beim Namen zu nennen. Der IEA-Direktor verglich die Situation in Deutschlands Energiesektor mit einem schwerfälligen Ozeantanker, der umgelenkt werden muss. Dafür brauche es Zeit.

 

Wie weit die Staatengemeinschaft bei der Umsetzung der Cop-28-Ziele ist, zeigt ein Bericht der internationalen Agentur für erneuerbare Energien (Irena), der auf dem BETD vorgestellt wurde. Demnach ist die Verdreifachung der erneuerbaren Energien nur mit einer dringenden globalen Kurskorrektur machbar. In Berlin warnte Irena-Generaldirektor Francesco La Camera, es brauche schnell eine systemische Abkehr von fossilen Brennstoffen, um das Ziel in Reichweite zu halten.

 

Erneuerbaren-Branche fordert neues Strommarktdesign

 

Simone Peter, Präsidentin des Erneuerbaren-Verbands und BETD-Mitorganisators BEE, erklärte auf der Eröffnungspressekonferenz, der Erneuerbaren-Ausbau in Deutschland gewinne wieder deutlich an Dynamik. "Mit einem Anteil von 52 Prozent am Bruttostrombedarf sind sie systemsetzend und wirken immer stärker sektorübergreifend", so Peter. Es brauche jetzt aber ein neues Strommarktdesign als nächsten Schritt der Energiewende. Die Netzinfrastruktur müsse verbessert und das System an "ein flexibel steuerbares Back-up aus Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, Speichern und Sektorenkopplung", angepasst werden.

 

Damit der private Sektor sich an der notwendigen Investitionsoffensive beteiligt, seien der BEE-Präsidentin zufolge "perspektivisch aber noch mehr Ambition und eine verbindliche Zielsetzung und konkrete Maßnahmen" nötig. /mh

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